Madrid - Die Prophezeiungen der Meteorologischen Weltorganisation (WMO) sind mehr als düster: Bis zum Jahre 2100 wird sich die Erde zwischen zwei und 4,5 Grad Celsius erwärmen. Die Folgen des Klimawandels: Hitzewellen, Dürrezeiten, Überschwemmungen und Unwetter. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Stürme oder Überschwemmungen richteten allein im vergangenen Jahr einen Schaden von 50 Milliarden US-Dollar (37,6 Mrd. Euro) an. In Madrid beraten von Montag bis Donnerstag hunderte Wetterexperten auf der internationalen WMO-Konferenz, wie diese Schäden in Zukunft reduziert werden können.

Während WMO-Generalsekretär Michel Jarraud im dunklen Konferenzsaal des Madrider Kongresspalastes vor Wetterexperten und Vertretern aus Tourismus, Landwirtschaft, Gesundheitswesen und dem Versicherungssektor mehr Geld für die Wetterforschung verlangte, schaute Dieter Schiessl, WMO-Direktor für Strategische Planung, nachdenklich durch die großen Fenster des Konferenzgebäudes: "Der Klimawandel ist kaum noch umkehrbar. Umwelt- und Naturkatastrophen werden in den kommenden Jahren zunehmen. Doch wir können zumindest die Schäden reduzieren", erklärte er im Gespräch mit der APA.

Wettervorhersagen Goldes wert

Wie das geschehen soll, versuchen die Experten vor allem Umweltpolitikern und Wirtschaftsbossen zu erklären. Es sei erwiesen, dass jeder einzelne Euro, der für die Vorhersage von Wetterrisiken verwendet werde, Goldes wert sei. Würde man die Experten nicht zu Rate ziehen und somit nicht gemäß den Prognosen handeln, müsste man stattdessen sieben Euro ausgeben, "um den wirtschaftlichen Verlusten abzuhelfen", sagte WMO-Generalsekretär Jarraud am ersten Konferenztag, der am Montag von Spaniens Königin Sofia eröffnet wurde.

Schiessl untermalte diese Zahlen: 2003 seien in Westeuropa während der Hitzewelle 40.000 Menschen gestorben. Dank der besseren Zusammenarbeit zwischen meteorologischen Instituten und Gesundheitsämtern konnte die Opferzahl während der Hitzewelle im Juli 2006 auf 2.000 reduziert werden.

Meteorologen für die Landwirtschaft nützlich

Auch in der Landwirtschaft seien Meteorologen immer nützlicher: "Durch eine engere Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsvereinigungen oder Landwirtschaftsministerin können die meteorologischen Institute nicht nur die Produktivität verbessern, sondern auch vor möglichen Umweltkatastrophen warnen, welche die Agrarprodukte in Gefahr bringen könnten", sagte der gebürtige Nürnberger, der bereits seit 20 Jahren bei der WMO in Genf arbeitet.

Gerade in Entwicklungsländern könnten lebenswichtige Ernten gerettet und Wasserengpässe im Voraus erkannt werden. In Zimbabwe beispielsweise konnten jene Bauern, die sich 2004 von Meteorologen über den möglichen Verlauf des "El Nino" beraten ließen, beinahe 20 Prozent mehr ernten als diejenigen, die es nicht taten, so Schiessl. Vor allem die Wirtschaft könne durch Benutzen spezieller meteorologischer Dienste Auswirkungen von Hitze- und Kältewellen besser abfangen und viel Geld und Energie sparen, meinte er. (APA)