Gerhard Mumelter lebt seit über zehn Jahren als freier Journalist und Standard-Korrespondent in Rom. Der aus Bozen stammende Publizist war Lehrer, Gastwirt und RAI-Redakteur und ist Autor mehrerer Bücher.

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Nach der Freilassung des Journalisten Daniele Mastrogiacomo haben afghanische Geheimdienstleute am Dienstag früh den Personalchef des italienischen Krankenhauses in Lashkar Gah festgenommen. Rahmattullah Hanefi, Mitarbeiter der italienischen Hilforganisation Emergency, war einer der wichtigsten Vermittler in den langwierigenVerhandlungen um die Freilassung Mastrogiacomos.

Emergency-Chef Gino Strada hat vom Gouverneur der Provinz Helmand die sortige Freilassung seines Mitarbeiters gefordert. Die Festnahme sei "grotesk", kritisierte der bekannte Chirurg. Indessen wurde der aus der Geiselhaft entlassene Journalist zu Mittag in Kabul erwartet, von wo er nach einer Pressekonferenz nach Rom weiterfliegen wird. Noch unklar war der Aufenthaltsort seines afghanischen Dolmetschers, der nach der Freilassung nicht im Krankenhaus von Laskar Gah eingetroffen ist.

Nach unbestätigten Meldungen wird er zur Zeit von der afghanischen Polizei verhör. Als Gegenleistung für die Freilassung des Journalisten wurden fünf Taliban-Vertreter aus afghanischer Haft entlassen. Ein weiterer weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen, weil er befürchtete, nach seiner Rückkehr als Verräter umgebracht zu werden.

Daniele Mastrogiacomo war während seiner 15-tägigen Haft mit Ketten an Händen und Füßen gefesselt und mußte täglich den Aufenhaltsort wechseln. Sein afghanischer Fahrer sei vor seinen Augen enthauptet worden, berichtete Mastrogiacomo. Die Taliban hätten ihn für einen "Spion westlicher Mächte" gehalten.

"Es waren schreckliche Momente. Oft verlegten sie mich nachts von einem Ort an den anderen. Die Entführer fuhren mit zwei Jeeps stundenlang durch die Wüste und durch gebirgige Gegenden. Ich habe oft um mein Leben gebangt" erklärte der Journalist. Nach der Entführung sei er geschlagen worden. "Es war eine physische, mentale, psychische, religiöse und existentielle Tortur", schilderte der Repubblica-Reporter das Wechselbad der Gefühle während seiner 15-tägigen Geiselhaft. Die italienische Regierung hatte den vom britischen Kommando in Afghanistan vorgeschlagenen Einsatz eines Sonderkommandos zur Befreiung des Journalisten abgelehnt. (Gerhard Mumelter)