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Die Akademie der Wissenschaften plant ein umfassendes Verjüngungs- und Reformprogramm. Ihr Hauptsitz ist seit 1847 die "Universitätsaula" im ersten Wiener Gemeindebezirk.

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Wien - Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) verpasst sich eine Verjüngungskur und eine Strukturreform. Wie ÖAW-Präsident Peter Schuster im Gespräch mit der APA erklärte, plant das Akademie-Präsidium eine indirekte Erhöhung der Zahl der Akademie-Mitglieder. Dadurch könnten mehr junge Wissenschafter in die ÖAW gewählt werden. Zudem sollen eine "Junge Kurie" für Nachwuchs-Forscher eingerichtet werden und neue Gremien der ehrwürdigen Gelehrtengesellschaft zeitgemäße Führungsstrukturen geben.

Dreiteiliges Reformkonzept

Im Dezember hat der Forschungsrat noch die mangelnde Reformbereitschaft der ÖAW kritisiert, und auch im Regierungsprogramm sind "Umstrukturierung im Hinblick auf modernere Entscheidungsstrukturen" versprochen. Doch die Akademie ist aus ihrem Selbstverständnis als autonome Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerin heraus selbst tätig geworden: eine vom ÖAW-Präsidium eingesetzte Reformkommission hat in den vergangenen Monaten ein aus drei Teilen bestehendes Reformkonzept ausgearbeitet, das für die 160-jährige Institution, deren Mitglieder derzeit ein Durchschnittsalter von 69,7 Jahren aufweisen, fast schon revolutionär anmutet. Noch ist es allerdings nur ein Vorschlag des Präsidiums, dem die Gesamtakademie noch zustimmen muss.

Bereits in den vergangenen Jahren hat die ÖAW versucht, auch jüngere Mitglieder in ihren Kreis aufzunehmen. Doch das Akademie-Reglement hat diese Bemühungen erschwert: Die Zahl der "wirklichen Mitglieder" ist mit 90 begrenzt. Ab 70 Jahren werden Mitglieder nicht mehr zu diesen 90 gezählt. Insgesamt kommt die Akademie damit derzeit auf 165 Mitglieder, 75 sind also über 70 Jahre alt.

"Wir wollen die Begrenzung mit 90 Mitgliedern aufrechterhalten, aber das Alter, ab dem ein Mitglied nicht mehr gezählt wird, auf 65 Jahre senken. So können wir eine nennenswerte Zahl jüngerer Mitglieder zuwählen", erklärte Schuster. Rund 40 "Plätze" würden auf diese Art frei. "Natürlich muss man dann bewusst jüngere Leute wählen", sagte der ÖAW-Präsident. Das sei ein Prozess, der sich über fünf oder zehn Jahre erstrecke, weil es gar nicht so viele Personen auf einmal gebe, die sich dafür eignen würden. Das bedeute, dass man eine Zeit lang nicht vollständig auf 90 Mitglieder aufstockt.

"Junge Kurie"

Unabhängig von diesem Verjüngungsprozess ist geplant, eine "Junge Kurie" der Akademie einzurichten. Sie soll bis zu 70 Mitglieder umfassen. Die Mitgliedschaft ist mit maximal acht Jahren begrenzt und endet auch mit der Wahl in die Akademie. Die erste derartige Nachwuchs-Kurie soll aus Preisträgern renommierter Wissenschaftsauszeichnungen (z.B. Start-Preis) bestehen. Dann soll, so Schuster, "das gleiche Selbstergänzungsprinzip herrschen wie in der Gesamtakademie".

Die Autonomie der Jungen ist allerdings deutlich eingeschränkt, sie müssen ihre Auswahl neuer Mitglieder der Gesamtakademie zur Genehmigung vorlegen, wobei diese aber, so der Vorschlag, nur en bloc darüber abstimmen kann. Geplant ist, dass Mitglieder der "Jungen Kurie" in allen Akademie-Gremien mitarbeiten und auch "ein gewisser Prozentsatz" stimmberechtigt an den Sitzungen der Gesamtakademie teilnehmen kann.

ÖAW-Präsidium als "Vorstand"

Im Zuge der Strukturreform soll das Präsidium im Tagesgeschäft gestärkt werden und quasi als "Vorstand" der Akademie der Wissenschaften fungieren. Damit würde dem Präsidium etwa auch die Auswahl von neuen Institutsdirektoren zustehen. Die Gesamtakademie, die derzeit praktisch alle Beschlüsse fasst, soll sich auf die Rolle des obersten Controlling- und Beschlussorgans konzentrieren, "wie etwa eine Vollversammlung von Mitgliedern eines Vereins oder wie eine Aktionärsversammlung", so Peter Schuster.

Einer von der Gesamtakademie eingesetzten "Forschungs- und Planungskommission" ist die Rolle eines Aufsichtsrats zugedacht. Unklar sei noch, ob in dieses Gremium auch Vertreter von außen, also etwa von Ministerien, kommen sollen.

Zudem soll ein international zusammengesetztes Forschungskuratorium eingerichtet werden. Dieses soll Evaluierungen durchführen, interpretieren und Verbesserungsvorschläge machen und für die strategische Planung zuständig sein, also etwa Vorschläge machen, welche Fachrichtungen etabliert bzw. welche Einrichtungen geschlossen werden. Der bereits bestehende Senat der Akademie sowie die Konferenz der Institutsdirektoren sollen als beratende Gremien bestehen bleiben. (APA/Red)