Die Sessel wurden schon auf die Terrasse des neu gestalteten Cafés im Grazer Auschlössl getragen

Foto: Elmar Gubisch
Graz - An der Nordseite des Grazer Augartens, einen Steinwurf entfernt vom Augartenkino, um dessen Erhalt derzeit gekämpft wird, steht das Auschlössl, dem vor einigen Jahren auch der Abriss drohte. Es blieb verschont und wurde von der Stadt Graz der "interkulturellen Begegnung" gewidmet: Vor sieben Jahren wurde ein Café mit einer sonnigen Terrasse und Blick auf den Park, das Kindermuseum und das im ehemaligen Tröpferlbad residierende Museum der Wahrnehmung im alten "Schlössl" eröffnet.

Ab sofort befindet sich das Café in der Hand der Caritas-Straßenzeitung Megaphon, die in Graz von afrikanischen Asylwerbern und Obdachlosen verkauft wird und längst mehr als nur eine Straßenzeitung ist. Egal ob man den Stadtführer "Reisen vor Ort" durch die internationale Grazer Beislszene oder Kochbücher mit Spar-Rezepten von Starkoch Willi Haider im Bücherregal stehen hat oder einen der Vorträge für Obdachlose der "Megaphon-Uni" - einer Kooperation mit der Karl-Franzens-Uni - besucht hat, es gibt kaum jemandem, der das orange Logo nicht kennt.

Afrikanische Speisen

Mit dem Relaunch des interkulturellen Konzepts, das die Stadt als Vermieterin mit dem Auschlössl verfolgt, geht nun auch "eine Öffnung des Projektes Megaphon" einher, erzählt Megaphon-Chefredakteurin Judith Schwentner dem Standard. Während die gesamte Redaktion diese Woche ins Stockwerk über dem Café übersiedelt ist, soll im Lokal selbst "die Begegnung der Grazer mit den Verkäufern abseits der Straße möglich werden". Es wird also einen Ort geben, wo man die Männer und Frauen, die jeden Monat die neuen Hefte anbieten, auch einmal als Tischnachbarn treffen kann. Denn gekocht soll hier künftig auch werden, und zwar von einem, der seine Gäste schon seit vielen Jahren in seinem feinen, kleinen aus einer Kunstaktion entstanden Lokal "Teranga" in der Sporgasse mit afrikanischen Speisen verwöhnte: Der aus dem Senegal stammende Österreicher Bambo Rauter wird das Café betreiben und täglich ein Menü um 5,50 Euro anbieten.

Zugang zur Heimat

Zudem sind Thementage, an denen Migranten ihr Herkunftsland präsentieren, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen sowie Koch-Workshops geplant. Auch ein Internetbereich soll fixer Bestandteil des Lokals werden, "damit die Verkäufer hier nicht nur Zugang zu den Grazern, sondern auch zu ihren Heimatländern haben", erklärt Schwentner. Auch optisch wurde das Café, in dem es Straßenzeitungen aus aller Welt gibt, über den Winter aufgepeppt: Die Sitzmöbel im Innenbereich sind aus der Werkstatt des Caritas-Betriebes "Tagwerk", wo trendige Taschen, Kleider und Möbel aus recycelten Materialien gefertigt werden. Dazu passend wurden Theke und Tischbezüge vom Gestaltungsduo "Resanita", zwei Frauen, die mit ihren "Spontanlokalen" bekannt wurden, in bunte Unikate verwandelt. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD print, 17./18.3.2007)