Erst vor kurzem hat die junge Generation durch die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre ein grundlegendes Recht erhalten, und eine Chance, auf die Politik ebenso Einfluss zu haben wie Erwachsene. Vertreten werden die Jugendlichen auf mehreren Ebenen. Die Bundesjugendvertretung ist eine Vereinigung von über 40 Jugendorganisationen aus Österreich. Zu ihren Schwerpunkten zählt neben der Bildungspolitik und Frauenförderung ebenfalls die Chancengleichheit von Jugendlichen. Anerkennung und Respekt, dafür müssen viele Jugendliche jedoch erst kämpfen.
Echte und unechte Barrieren
"Ich bin mir nicht sicher, ob diese Barrieren wirklich existieren oder nur in den Köpfen der Menschen bestehen", sagt die 24-jährige Melanie Fahrnberger. Von Geburt an sitzt sie im Rollstuhl, Nachteile hat ihr das erst bei der Jobsuche gebracht. "Meine Eltern haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich an eine "normale" Schule gehe und nicht ausgegrenzt werde", erinnert sie sich. Nach der Matura absolvierte sie die Sozialakademie. Als diplomierte Sozialarbeiterin fand sie erst nach einem Dreivierteljahr einen Arbeitsplatz in einem Beratungszentrum. Diese Stelle gab sie aus persönlichen Gründen nach einem halben Jahr wieder auf.
Monatelang bewarb sie sich bei unterschiedlichen Stellen, erhielt jedoch immer nur Absagen. "Neben der Begründung, ich hätte zuwenig Berufserfahrung, hieß es vor allem, das Gebäude sei nicht barrierefrei für Menschen im Rollstuhl", erzählt die Sozialarbeiterin. Dass diese Begründungen wirklich stimmen, bezweifelt Fahrnberger, zumal sie sich hauptsächlich bei Beratungsstellen für Behinderte beworben hat.
Fördermaßnahmen auf mehreren Wegen
Wie Fahrnberger geht es vielen jungen Menschen: Laut Auskunft des Sozialministeriums waren im Februar 2007 2.456 Jugendliche mit Behinderung im Alter von bis zu 25 Jahren arbeitslos. Um diese Zahl zu senken, arbeiten das Bundessozialamt und das Sozialministerium daran, Jugendliche bereits in der Schule zu fördern. Neben körperlich behinderten Jugendlichen benötigen auch junge Menschen mit psychischen Behinderungen oder anderen Schwächen sonderpädagogischen Förderbedarf "Im Schuljahr 2005/06 waren das 10.328 SchülerInnen", berichtet Liselotte Ekl vom Sozialministerium.
Das Jahr der Chancengleichheit will Sozialminister Erwin Buchinger deshalb vor allem den Jugendlichen widmen. Für die Unterstützung von sozial benachteiligten Jugendlichen beim Berufseinstieg stellt das Ministerium deshalb sieben Millionen Euro zur Verfügung. "Unsere Maßnahmen - insbesondere Clearing - richten sich an SchülerInnen der 7.-9. Schulstufe der allgemein bildenden Pflichtschulen, der Sonderschulen und der polytechnischen Lehrgänge mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Übergangsfeld von Schule zum Beruf" erklärt Ekl das Vorhaben.
Österreichisches Best-Practice-Beispiel
Clearing wurde in Österreich vor fünf Jahren gestartet und ist ein erfolgreicher Weg, Jugendlichen ihre Möglichkeiten am Arbeitsmarkt zu zeigen. Bei dieser Maßnahme versuchen BetreuerInnen gemeinsam mit dem Jugendlichen Stärken und Schwächen zu erkennen und dementsprechend einen Entwicklungsplan zu erstellen. Dieses Konzept wurde von der Europäischen Kommission im Jahr 2004 zum "Best-Practice-Beispiel" ernannt. Mittlerweile gibt es österreichweit rund 30 Institutionen, die Clearing anbieten, im Jahr 2005 haben knapp 5.000 Jugendliche das Angebot genutzt.
Einen Schritt weiter geht das Projekt der "Lehre ohne Barriere". Bei der integrativen Berufsausbildung wird die Lehre den Anforderungen und Bedürfnissen der sozial benachteiligten Jugendlichen angepasst, etwa durch eine längere Lehrzeit oder einem abgeänderten Lehrplan. Im Jahr 2005 befanden sich 1.299 junge Menschen in der integrativen Berufsausbildung, letztes Jahr waren es bereits 2.000.
Behinderung als Qualifikation