Die Zahl der Hightech-Unternehmen, die trotz roter Zahlen einen erfolgreichen Börsengang an US-Kapitalmärkten verzeichnen konnten, hat seit 2006 rasant zugenommen. Bei mehr als der Hälfte der Börsenkandidaten aus dem Hightechsektor, die sich derzeit auf einen IPO vorbereiten, stehen unter dem Strich Verluste zu Buche, schreibt das Wall Street Journal (WSJ). Warnende Stimmen sehen bereits die Boom-Zeiten der späten 1990er Jahre zurückkehren, als eine Vielzahl von unprofitablen Hightech-Unternehmen - vielfach mit einem unausgegorenen Geschäftsmodell ausgestattet - an die Börsen drängten.

Seit dem Platzen der Dot.com-Blase sind Gewinne zu einer stärkeren Bedingung für einen Börsengang geworden. Google etwa hatte zum Zeitpunkt seines Börsengangs im Jahr 2004 bereits über drei Jahre hinweg schwarze Zahlen geschrieben. Mit dem Verblassen der Erinnerungen an das Dot.com-Debakel scheint nun aber wieder Wachstum den Profit als maßgebliches Entscheidungskriterium beim Einstieg in den Hightech-Sektor zu überholen. Erst kürzlich hatten sich die US-Technologiefirmen Riverbed und Isilon Systems bei ihren Börsengängen einer riesigen Nachfrage erfreuen können. Beide Unternehmen schreiben rote Zahlen, können aber mit zwei- und dreistelligen Wachstumsraten aufwarten.

"Wir hatten in den vergangenen vier Jahren eine unglaubliche Kapitaldisziplin. Nun sind wir wieder in eine etwas spekulativere Phase eingetreten", meint dazu Vadim Lotnikov, Investment-Manager bei Sanford C. Bernstein, im WSJ. War im ersten Quartal 2006 nur eines von vier Börsendebütanten im Hightech-Sektor nicht profitabel, erhöhte sich der Anteil im Schlussquartal bereits auf sechs von 13. In den ersten Wochen dieses Jahres hat laut Daten von Thomson Financial sogar jedes der drei Unternehmen, die bis dato an die Börse gegangen sind, keinen Gewinn ausgewiesen. Zudem hat die gestiegene Risikofreude auch dafür gesorgt, dass das durchschnittliche Volumen der Börsengänge stark gesunken ist.

"Generell sind die Anleger ob der positiven Entwicklung der Märkte in den vergangenen zwei bis drei Jahren etwas risikofreudiger geworden. In solchen Phasen ist es natürlich auch für kleinere Unternehmen verlockend, sich am Kapitalmarkt zu versuchen", erklärt RZB-Analyst Christian Hinterwallner im Gespräch mit pressetext. In Europa ist es mit den Aktienmärkten in den vergangenen Jahren stetig bergauf gegangen. In Österreich habe vor allem das Osteuropa-Geschäft für eine stärkere IPO-Tätigkeit gesorgt, so der Experte. Ein Hype wie in den Jahren 1999/2000 ist aber derzeit nicht zu sehen. "Zudem sind die Zugangskriterien für einen Börsengang härter geworden und die meisten Börsenkandidaten können mit soliden Geschäftsmodellen aufwarten", sieht Hinterwallner wenig Gefahr für das Entstehen einer neuen Börsenblase.(pte)