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Die Lehre daraus: Eine breite Streuung in den Schwellenländer ist wichtig. Man sollte keineswegs nur in China oder Indien anlegen.

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Investitionen in die aufstrebenden Märkte Asiens, Osteuropas und Lateinamerikas sind verlockend: Hohe Wachstumsdynamik, steigende Konsumnachfrage und meist eine geringere Krisenanfälligkeit durch stabile Staatsfinanzen und Außenhandelsüberschüsse sind die Argumente die dafür sprechen. Angesichts der Berg- und Talfahrt an den Börsen ist allerdings auch Vorsicht geboten. Europäische Fondshäuser beurteilen sie insgesamt vorsichtig optimistisch. Im Februar (vor dem Kursrutsch in der letzten Februar) fragte etwa Investmentanalyst Morningstar nach der Einschätzung der künftigen Entwicklung an den Schwellenmärkten.

Fast alle Teilnehmer (93 Prozent) der Umfrage sahen keine spekulative Blase, 46 Prozent erkannten im Februar Spielraum für moderate Kurssteigerungen, ein Viertel erwartete wenig Bewegung bei der Kursen und 21 Prozent hielten einen moderaten Kursrückgang für möglich. Auch das Emerging-Markt-Aktien-Team bei Raiffeisen Capital Management (RCM) geht mittelfristig bis langfristig von einer Fortsetzung des positiven Wirtschaftsumfeldes und somit steigenden Aktienkursen in den Emerging Markets Ländern und hier insbesondere in China, Indien, Russland und Türkei aus: "Diese Aufwärtsbewertung an den Börsen wird auch kurzfristige Kursrückschläge beinhalten," glaubt das Team unter der Leitung von Angelika Millendorfer.

Höhere Unternehmensgewinne

Vor allem China, Indien und Russland nehmen einen immer größeren Anteil am globalen Wirtschaftswachstum ein, lautet die Begründung. Anderseits würden die Unternehmensgewinne in diesen Ländern in den kommenden Jahren deutlich stärker wachsen als in den entwickelten Märkten. Für 2007 rechnen Experten mit einem durchschnittlichen Gewinnanstieg von 19 Prozent für die Emerging Markets verglichen mit 11 Prozent für die entwickelten Märkte. Was immer noch gilt und von den RCM-Analysten ins Treffen geführt wird: Die Aktien in den Emerging Markes sind um durchschnittlich 14 Prozent günstiger bewertet als vergleichbare in den entwickelten Ländern. Der Schluss: "Durch diese Kombination aus höherem Gewinnwachstum zusammen mit einer niedrigeren Bewertung erwarten wir auch für die nächsten Jahre eine höhere Rendite in den Emerging Markets und empfehlen Investoren daher eine Beimischung dieser Länder".

Chinesische Aktienfonds

Viel Geld floss im vergangenen Jahr in chinesische Aktienfonds. China-Fonds waren 2006 mit einem durchschnittlichen Plus von 50,41 Prozent nach Daten von Standard & Poor's die Hauptgewinner unter den Fonds. Erste Spar Invest-CIO Harald Egger sieht heuer nur eine kurzfristige Trendwende. "Längerfristig wird China eine starke Macht und wird dementsprechend in den Indizes auch stärker vertreten sein. Viele Fondsmanager werden China Aktien kaufen müssen", glaubt er. Ähnlich positiv denkt das RCM-Team. Die hohe Performance von China-Fonds im vergangenen Jahr und die Aktienrallye am chinesischen Aktienmarkt sei heuer nicht wiederholbar wird argumentiert, da sich die chinesischen Aktien gegen Jahresende bewertungsmäßig auf einem Niveau befanden, der nur noch einen eingeschränkten Spielraum nach oben zulasse: "Beim Hoch Anfang Jänner waren die chinesischen Aktien mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp über 20 bewertet. Nach der Korrektur Ende Februar/ Anfang März sind die Bewertungen aber wieder auf einem akzeptablen und für ausgewählte Titel attraktiven Niveau angelangt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16,5 für dieses Jahr und 14 für das Jahr 2008." Die RCM-Analysten erwarten für das Jahr 2007 eine Performance, die 5-10 Prozent über den entwickelten Märkten liegen.

Die besten Zeiten sind vorbei

Der Emerging Markets Index von Morgan Stanley Capital International meinen manche Experten könnte in diesem Jahr bis zu 15 Prozent zulegen. Im Vergleich zu 2006, als es noch um 29 Prozent nach oben ging, wäre das fast eine Halbierung des Zuwachses. Sind die besten Zeiten damit vorbei? "Knapp 30 Prozent im Durchschnitt wird es nicht mehr geben, da die starke Unterbewertung abgebaut ist. In Zukunft erwarten wir eine Entwicklung, die der langfristigen Gewinnentwicklung entspricht. Das sind zwischen 10-15 Prozent, wohl gemerkt im Durchschnitt, es wird Jahre geben mit +40 aber auch solche mit –20 Prozent. So gesehen sind die besten Zeiten vorbei," sagt Harald Egger. Ganz ähnlich argumentiert RCM: "Eine Performance von 29 Prozent wie 2006 wird sicherlich nicht jedes Jahr erreichbar sein, wir gehen aber mittel- bis langfristig von einer Rendite aus, die 5-10 Prozent über den der entwickelten Märkten liegt. Generell sollte bei einer Investition in Emerging Markets beachtet werden, dass diese Märkte eine höhere Volatilität aufweisen als Märkte in den entwickelten Ländern." Vor allem kleinere Länder könnten auch anfällig für Interventionen von außen - wie Spekulationen mit der Währung - sein, heißt es ergänzend,. Mittel- bis langfristig ließen sich dennoch deutlich höhere Renditen erzielen als in den etablierten Märkten im Westen.

Und in Zukunft?

Wo liegt nun also die Zukunft für die Experten? Unterbewertet sind Korea, Taiwan, Russland und Brasilien, meint Erste Spar Invest-CIO Egger. Von den Branchen verlagert er sein Interesse etwas von den Rohstoffen auf Telekom und Konsum. Die Bewohner erleben starke Zuwächse in ihren Einkommen und werden beginnen signifikante Konsumenten zu werden, führt er ins Treffen: "Wir sind für das Gesamtjahr 2007 weiterhin positiv gestimmt für die Länder China und Indien, sind derzeit aber untergewichtet in Indien nachdem die Regierungsmaßnahmen zur Inflationsbekämpfung (die im Februar mit ca. 6,5 Prozent deutlich über den gewünschten Korridor von 5 - 5,5 Prozent lag) den Markt kurzfristig belasten wird," heißt es bei RCM.

China und Indien behält RCM dennoch im Fokus, denn "Diese zwei bevölkerungsreichsten Staaten der Welt nehmen nicht nur geopolitisch eine immer wichtigere Rolle in der Weltordnung ein sondern schließen auch wirtschaftlich zu den westlichen Gesellschaften auf." Mit einem Wirtschaftswachstum von über 10 Prozent für China und über 8 Prozent für Indien im Jahr 2006 führen diese zwei Länder mit Abstand die Liste der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften an. Auch für die kommenden Jahre sei keine massive Änderung zu erwarten, „wobei wir für China eine leichte Abschwächung erwarten während für Indien sogar noch Potenzial nach oben besteht." Auch Russland sei einen Blick wert: "Seit 2003 weist das Land ein BIP-Wachstum von jährlich mehr als 6 Prozent auf, und die Prognosen für das Jahr 2007 liegen mit 7 Prozent noch darüber. So wie in den anderen osteuropäischen Ländern wird auch hier der Konvergenzprozess für ein hohes Wirtschaftswachstum und steigende Unternehmensgewinne in den nächsten Jahren sorgen."

Breite Streuung

Schwellenland ist nicht Schwellenland, sagt Harald Egger. Es gelte zu beachten, dass es Länder gibt, die stark überbewertet sind und solche, die wenig beachtet werden und demenstprechend unterbewertet sind. Die Lehre daraus: Eine breite Streuung in den Schwellenländer ist wichtig. Man sollte keineswegs nur in China oder Indien anlegen. (Regina Bruckner)