Jetzt fehlen nur noch förderbare Projekte.


St. Pölten – Josef Schick, Geschäftsführer der Kulturvernetzung NÖ, zeigt sich „ganz ergriffen“. Da habe man mit dem Land Niederösterreich – in Fragen der Jugendkultur bisher nicht gerade als avantgardistisch bekannt – mit „Jugend & Kultur in NÖ“ ein Förderprogramm erarbeitet, „das alles enthält, was wir wollten und was wir brauchen“.

Selbst das Motto passe, wonach „Jugendliche selbst entscheiden sollen, was Jugendkultur ist“. Und die Dotierung halte Vergleichen mit „erwachsenen“ Förderungen durchaus stand: „500.000 Euro im heurigen so wie bis auf Weiteres in jedem weiteren Jahr von Neuem. Das jährliche niederösterreichische Viertelfestival erhält eine Kernsubvention von 800.000 Euro.“

Direkt an die Szene

Jetzt – so Schick – fehlten eigentlich nur noch die jugendkulturellen Aktivitäten, die mit der halben Million im heurigen Jahr unterstützt werden sollen. Genau zwei Projektemacher hätten sich seit der Vorstellung des Programms am 7. März gemeldet. „Wir führen die Sache jetzt an die Zielgruppe heran, durch Kooperationen mit dem Magazin für Popkultur The Gap und dem Radiosender FM4, mittels Flyerverteilung und Infoveranstaltungen in einschlägigen niederösterreichischen Jugend- und Kulturzentren“, kündigt der Koordinator an.

Eine solche Infopolitik umgehe „Schulen und herkömmliches System“, lobt dies der Architekturstudent Reinhard Zehetner vom Hollabrunner Kulturverein „Schlachthof“. Über traditionelle Kanäle komme man ebenso wenig an an die jungen „Bandgründer und DJs, Computerfreaks und Sprayer“ heran wie über sozialpädagogische Jugendzentren oder ländliche, in VP-Nähe situierte Traditionsvereine à la Feuerwehrjugend.

Umso bemerkenswerter also, dass der neue Jugendkulturbegriff auch von der für das Förderprogramm zuständigen VP-Landesrätin Petra Bohuslav mit getragen werde. Aber die ÖVP_sei vor allem in Niederösterreich eben „eine große Partei mit zunehmend verschiedenen Strömungen und Interessen“, meint Zehetner, der auch im Gutachtergremium von „Jugend und Kultur in NÖ“ sitzt. Die neue Förderschiene biete „Freiraum für Experimente, Entfaltung, Neuentwicklungen und Kreativität ohne Definition, was Jugendkultur ist“, hatte Bohuslav bei der Programmvorstellung in St. Pölten gesagt. Gemeint seien „nichtkommerzielle Projekte aller Kunst- und Kultursparten“, die von 14- bis 29-Jährigen initiiert und betrieben werden.

Nicht, was spaltet

Ob damit in Gebieten mit „städtischeren“ Jugendkulturformen etwa auch Punkkultur gemeint sein könnte, will Koordinator Schick „zum derzeitige Zeitpunkt nicht einschätzen“. Was gefördert und was nicht gefördert wird, darüber würden „unsere Gutachter entscheiden“ Kein Geld werde es jedoch für Projekte geben, „die spaltend und trennend wirken. Etwa wenn sie Türken oder andere Einwanderer verunglimpfen“. (Irene Brickner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2007)