Helmut Geier, Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot Versicherung

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Die Wüstenrot Versicherung macht sich börsefit. Ein Börsegang sei nicht ausgeschlossen und mittelfristig eine Option, sagte Wüstenrot Versicherung-Generaldirektor Helmut Geier am Donnerstag vor Journalisten. Man sei gerade dabei, die Versicherung börsefit zu machen, erreichen will man dieses Ziel bis Ende 2008, hieß es heute. Stärker engagieren will man sich auch in Osteuropa.

Für die derzeitigen Pläne sei frisches Kapital von der Börse nicht nötig. Für den BAWAG-Einstieg, der über die Wüstenrot Verwaltungs- und Dienstleistungs GmbH erfolgen wird, sei die Aufnahme eines Kredites nicht ausgeschlossen. Diese Holding hält 68,4 Prozent an der Wüstenrot Versicherung und 53 Prozent an der Bausparkasse Wüstenrot. Bausparkassen-Chefin Susanne Riess-Passer hatte zuletzt erklärt, dass der Anteil der Wüstenrot Verwaltungs- und Dienstleistungen GmbH unter 3 Prozent, - "eher bei ein als bei zwei" Prozent liegen werde. Wüstenrot wird seinen BAWAG-Anteil nicht im Konsortium mit den anderen österreichischen Käufern (Generali und Industrielle) erwerben.

Größter Einzeilaktionär

Größter Einzelaktionär der BAWAG nach Cerberus wird aller Voraussicht nach die Österreichische Post AG. Wie berichtet soll ihr Cerberus 5 bis 10 Prozent an der Bank offeriert haben. Die Post will aber nicht mehr als einen bisher nicht präzisierten fixen Betrag für die Beteiligung ausgeben. Wie viele Prozent an der BAWAG sich mit dem Betrag für die Post ausgehen, wird vor allem von einem neuen Business-Plan der Bank abhängen, der bisher noch nicht vorliegt. Ungeachtet des Prozente-Feilschens soll die Post dem Vernehmen nach vor allem signifikante Mitspracherechte anstreben. Sollte der eigene Anteil dafür nicht ausreichen, könnte sich die Post deshalb notfalls mit Wüstenrot syndizieren, hieß es aus informierten Kreisen am Donnerstag zur APA.

Für den Verkauf von Versicherungen über die BAWAG P.S.K. habe die Wüstenrot Versicherung "leider" keine Chance, so Geier. Denn hier habe die Generali die Hand drauf. Allerdings sehe man dies auch relativ nüchtern, denn schließlich habe man auch bisher über die BAWAG keine Versicherungen vermittelt. Die Bausparkasse Wüstenrot will die bestehende Vertriebskooperation mit der BAWAG ausbauen.

Zweitgrößter Aktionär der Bausparkasse ist die Bank Austria Creditanstalt mit 24,10 Prozent. Sollte sich die Bank von ihrem Anteil trennen wollen, könnte die Wüstenrot Versicherung einspringen. Derzeit kein Thema sei ein Rückzug der Wiener Städtischen aus der Wüstenrot Versicherung, an der sie mit rund 32 Prozent beteiligt ist, so Geier. Noch keine Einigung gibt es zum Ausstieg der Städtischen aus der Bausparkasse Wüstenrot, an der sie knapp unter 3 Prozent hält.

Niederlassung in Ungarn

Im Zuge der Ostexpansion will die Wüstenrot Versicherung heuer eine Niederlassung in Ungarn gründen. Gespräche laufen auch in Kroatien. Die Rahmenbedingungen für den Markteintritt seien aber nicht einfach. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass dieser noch heuer erfolge. Man gehe in Osteuropa dorthin, wo auch die Bausparkasse vertreten sei. Derzeit ist die Wüstenrot Versicherung in Mittelosteuropa in Tschechien und in der Slowakei vertreten. In Tschechien ist man nur in der Lebensversicherung tätig, die dortige Gesellschaft wird je zur Hälfte von der österreichischen Wüstenrot Versicherung und der deutschen Wüstenrot gehalten. Die Kundenzahl liegt bei 80.000. In der Slowakei haben die Österreicher mit 67 Prozent die Mehrheit, die Kundenzahl liegt bei rund 190.000, davon rund 55.000 im Kfz-Geschäft.

Neue Märkte seien für die heimischen Versicherungen wichtig, die 8 Millionen Österreicher werden uns zu wenig, so Geier. Man müsse aber nicht immer in den Osten gehen, sondern könnte, wenn man gut aufgestellt sei, auch nach Westen expandieren. Die Chancen, die etwa eine Wiener Städtische Versicherung habe und die reihenweise Unternehmen kaufe, habe die Wüstenrot zwar nicht, durch die Aktivitäten der österreichischen Versicherungen in CEE würden aber Arbeitsplätze im Inland gesichert. Ungarn werde die Wüstenrot-Versicherung alleine machen. Denn: In Osteuropa hätten die Deutschen das Geld und die Österreicher machten die Arbeit.

Im ablaufenen Geschäftsjahr 2006 hat die Wüstenrot Versicherung im 30. Jahr ihres Bestehens ein Rekordergebnis erzielt. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf 47,4 Mio. Euro, nach 42,3 Mio. Euro. Die abgegrenzten Prämien beliefen sich auf 560,1 (547,0) Mio. Euro. Davon entfielen 373,8 Mio. Euro auf die Lebensversicherung, ein Plus von 3,8 Prozent. Die Versicherungsleistungen stiegen auf 339,6 (319,7) Mio. Euro. (APA)