Tokio/London - Die Mund-zu-Mund-Beatmung ist im Falle eines Herzstillstands gar nicht so hilfreich wie lange Zeit angenommen. Eine Herzmassage allein rettet im Fall eines plötzlichen Herzstillstandes rund doppelt so viele Leben wie eine Kombination aus Herzmassage mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Das berichten Forscher um Ken Nagao vom japanischen Surugadai Nihon Universitätskrankenhaus, nachdem sie 4.068 Fälle von plötzlich kollabierten Erwachsenen aus der japanischen Region Kanto untersucht hatten. Die Resultate werden im Medizinjournal "The Lancet" vom Freitag (Bd. 369, S. 920) vorgestellt.

Umstehende Retter sollten sich künftig ganz auf die Herzmassage konzentrieren, empfehlen die Wissenschaftler mit Blick auf die Resultate ihrer Studie. In keiner Patientengruppe habe die zusätzliche Mund-zu-Mund-Beatmung irgendeinen Nutzen gebracht. Im Gegenteil: Sie benötige zu viel Zeit, die für die nützlichere Herzmassage fehle.

Bestätigung aus Tierversuch

Diese Studie bestätige, was sich in Tierversuchen bereits gezeigt habe, erklärte Gordon Ewy vom Klinikum der Universität Arizona in Tucson (USA) in einem begleitenden Text in dem Journal. Der Verzicht auf die vielfach als unangenehm empfundene Methode könnte zudem mehr Menschen ermutigen, im Notfall auch wirklich zu helfen. Andere Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Beatmung auch aus Angst vor übertragbaren Krankheiten unbeliebt sei. Der Transport des Blutes durch den Körper sei für den kollabierten Patienten wertvoller als die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff durch die Beatmung, erläuterte Ewy. "Wir wissen jetzt, dass sie nicht nur nicht hilfreich ist, sondern oft sogar schadet."

Die Gruppe um Nagao unterteilte die Patienten - je nach ihren Herzproblemen - in mehrere Untergruppen. Eine davon waren Betroffene, deren Herz nach einem Stromstoß der herbeigeeilten Notärzte wieder zu schlagen begann. Allein in dieser Gruppe überlebten fast doppelt so viele Menschen, die nur eine Herzmassage und keine zusätzliche Mund-zu-Mund-Beatmung erhielten (19,4 zu 11,2 Prozent), heißt es in "The Lancet". (APA/dpa)