Matmos live
am Freitag, den 20.April 2007
Krems, Halle 1

Foto: donaufestival

Albumcover "The Visitor" (2001).

Cyclobe live
am Freitag, den 20. April, 18 Uhr
Klangraum Krems, Minoritenkriche

Foto: Cyclobe

Wien – Kaum etwas haben Martin C. Schmidt und Drew Daniel alias Matmos für ihre skurriles Sammelsurium an Geräuschquellen ausgelassen: Kontaktmikrofone an menschlichem Haar, Heliumtanks, Totenschädel, Insekten, Aspirintabletten, Salz, herumlaufende Ratten, oder auftauendes Eis gehören neben vielen anderen mehr oder weniger alltäglichen Geräuschen ebenso zu ihrem sich ständig erweiterndem Repertoire an Lauten wie chirurgische Operationsinstrumente oder das Umblättern von Bibelseiten.

 

Auf ihrem aktuellen Album "The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast" porträtiert das Duo aus San Francisco musikalisch wie (via Booklet) auch bildlich zehn Persönlichkeiten, von Ludwig Wittgenstein über Patricia Highsmith bis hin zu Ludwig II. Gemessen an ihren exzentrischen Instrumentarien wie Kuhuterus oder verbrennendes Fleisch wirkt die eingesetzte Schreibmaschine für eine Hommage an William Burroughs schon ein wenig normal und lau.

Das Ergebnis ihrer Ansammlung von Geräuschkulissen ist sowohl hörbar abstrakt als auch rhythmisch und melodiös. Es reicht von tiefem House bis zu schrägem Pop und beschränkt sich nicht nur auf die Konsumation derselben innerhalb von vier Wänden. Denn die Extraktion von Geräuschen reduziert das Duo nicht nur auf die vergleichsweise sterile Welt der Tonstudios oder binare Maschinen. Wie auf ihren Tonträgern bedienen sie sich auch live diverser Klangquellen und machen das Konzert somit auch zum visuellen Erlebnis.

"Karaoke-Einöde"

"Die Mission der meisten Musiker heutzutage ist es, Sounds zu kreieren, die schon so normal sind, dass die Leute sie schon im Moment des Hörens mögen. Darum haben wir heute unsere eigenen neuen Beatles und Rolling Stones, unsere neue Kate Bush, einen neuen Syd Barret, et cetera: Das ist alles Karaoke-Einöde. Für uns geht es bei Musik um Überraschung, Verwirrung und Entdeckung. Das heißt, dass man eine Komposition nicht versteht, aber beim Versuch zu verstehen, Freude daran hat. Musik, die einer Definition entkommt und beim Entziffern den Geist anregt", beschreibt Ossian Brown alias Simon Norris von Cyclobe in einem Interview den eigenen Anspruch an die musikalische Herangehensweise.

So viel zur Selbst-Definition des Londoner Duos Cyclobe, zu dem sich noch Steven Thrower gesellt: beide Künstler wirkten bis vor einigen Jahren bei der Experimental-Combo Coil mit, schon allein aus diesem Grund wird Cyclobe oft auch als deren "Nachfolgeband" bezeichnet. Seit 1999 werkt Cyclobe an halluzinatorischen Musikgebilden. In eine musikalische Schublade gesteckt wird ihre Musik als dunkler, experimenteller Ambient charakterisiert. Vertrackte Rhythmen, Samples, Synthesizer, Loops wie auch klassische Orchesterinstrumente sind die Grundlage für ihre Stücke, doch Cyclobe variieren von Aufnahme zu Aufnahme, und so ist es schwer, sie auf ein einziges Genre festzunageln.

Zum Auftakt des von David Tibet kuratierten Programms gibt sich Cylobe in der Minoritenkriche Krems die Ehre, eine ambiente wie auch kühle Location für ihren ersten Live-Auftritt weltweit. (cra)