Nicht alle Eltern kamen auf solch findige Ideen, um einen Platz in ihrer Wunschschule zu ergattern: 797 Schüler meldeten sich an den fünf öffentlichen AHS in Donaustadt an, 175 wurden abgewiesen und an innerstädtische Schulen verwiesen. "Der Bezirk weist seit mehreren Jahren darauf hin, dass es zu wenig Gymnasien gibt", erklärt der Bezirksvorsteher der Donaustadt, Norbert Scheed (SP), die Tatsache, dass trotz des enormen Bevölkerungswachstums in den Bezirken nördlich der Donau offenbar keine höheren Schulen eingeplant wurden – während die Ausstattung mit Kindergärten, Volks- und Hauptschulen ausreichend ist. Heute ist der Bezirk mit knapp 145.000 Einwohnern nach Favoriten der zweitgrößte in Wien. Seit 1991 wurde durch zahlreiche Wohnanlagen ein Bevölkerungswachstum von 28 Prozent verzeichnet, ein Bedarf an Schulen war also absehbar. Ebenfalls betroffen ist der Nachbarbezirk Floridsdorf, wo es bei 965 AHS-Anmeldungen in vier Schulen 50 Abweisungen gab.
Eine davon ist das Bertha von Suttner-Schulschiff – und quasi ein Musterbeispiel, wie aus einer Notlösung eine dauerhafte, erfolgreiche Einrichtung werden kann. Denn die Idee, eine schwimmende Schule zu errichten, war Anfang der 90er-Jahre nur aufgrund massiver Probleme bei der Suche nach einem "normalen" Standort aufgetaucht.
Für den Wiener Stadtschulrat, die Stadtplaner und den Bezirksvorsteher gibt es nur einen Schuldigen an der jetzt aufgetretenen Misere: die schwarz-blaue Regierung, deren Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer (VP) den dringend nötigen Schulbau blockiert habe. "Es war eine ständige Hinhaltetaktik", beschreibt Scheed. Die Standortentscheidungen für Schulneu- und -ausbauten seien längst gefallen, eine Baubewilligung wurde vom Ministerium aber verweigert – bis die Donaustädterin Claudia Schmied (SP) das Amt übernahm und die Aufstockung der AHS-Plätze an vier Standorten genehmigte. "Wir sind die längste Zeit im Kreis gelaufen", beteuert man auch im Büro der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Der Bund habe Renovierungen von innerstädtischen Schulen der Schaffung von neuem Schulraum vorgezogen.
"Man kann die Stadtentwicklung nicht stoppen, weil Infrastrukturträger wie die Bundesschulverwaltung nicht die nötigen Maßnahmen setzen", argumentiert Thomas Madreiter, Leiter der Stadtplanungsabteilung. Bei der Planung von Schulen in Stadtentwicklungsgebieten muss nach Erfahrungswerten gehandelt werden, erklärt Peter Chlup von der Stadtbaudirektion. Gerade bei Gymnasien sei die Entwicklung der Schülerzahlen jedoch sehr schwierig zu prognostizieren. Außerdem würden Schulen so geplant, dass sie dem durchschnittlichen Bedarf und nicht der Spitzenlast nach Neuzuzügen entsprechen. "Die peripheren Stadtgebiete, wo die Grundstücke für den geförderten Wohnbau noch erschwinglich sind, ziehen junge Familien an", räumt Chlup ein. 27,5 Prozent der Donaustädter sind zwischen 30 und 45 Jahre alt, nur im 6. und 7. Bezirk wohnen mehr Menschen in dieser Altersgruppe. Der Boom geht weiter: Bis 2031 wird mit einem Wachstum von 36 Prozent gerechnet. "Von einer verfehlten Infrastrukturplanung zu sprechen, halte ich für unfair", meint Chlup und weist darauf hin, dass viele Schüler aus dem umliegenden Niederösterreich in die Wiener AHS drängen. Was der Stadtschulrat nicht so sieht: Niederösterreichische Zuzügler würden keine große Rolle spielen.