Streit um ein altes Rezept...

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Eine Tradition hochhalten oder Risiken für die Gesundheit ausschließen? In Frankreich scheiden sich darüber die Geister. Seit dem 18. Jahrhundert wird Camembert, auch "König" unter den französischen Käsesorten genannt, aus Rohmilch zubereitet. In der Normandie existieren nur zehn Betriebe, die diese klassische Rezeptur bis heute aufrecht erhalten haben und dafür das Gütesiegel "Appellation d'Origine Controlee" (AOC)" bekommen. Das soll sich nun ändern.

Seit vor einem Jahr Krankheitsfälle in Folge des Käseverzehrs aufgetreten waren und die Firma Reaux ihre Produktion für mehrere Monate schließen musste, wird vermehrt auf die Gesundheitsrisiken verwiesen, die Rohmilchkäse aufgrund der Bakterien birgt. Käse aus pasteurisierter, steriliserter Milch, das ist jedoch für viele kein echter Camembert. Auch Marc Brunet, Direktor der Firma Reaux, setzt auf Tradition und fürchtet Umsatz-Einbußen: "Die französischen Konsumenten lieben Rohmilchkäse." Allerdings kaufen die meisten Franzosen ihre Rohmilchdelikatessen bereits seit längerer Zeit in den Supermärkten - zum Bruchteil des Preises.

Nun soll das Nationale Institut für Herkunft und Qualität (INAO) entscheiden. Die Gewerkschaft der normannischen Käseproduzenten begrüßt den Vorstoß. "Die meisten Hersteller sind für eine Änderung der Regeln, sie werden ihre Gründe haben", sagt Gewerkschaftssprecher Francois Michel. Und auch eine INAO-Sprecherin signalisiert Handlungsbereitschaft. "Wir sind kein Speisemuseum, sondern an Fortschritten interessiert". (red)