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Foto: APA/Roland Schlager
Wien - Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht und Diabetes sind die größte gesundheitliche und gesundheitspolitische Zeitbombe der zivilisierten Welt. Weltweit sind eine Milliarde Menschen übergewichtig, 300 Millionen leiden an krankhafter Fettleibigkeit, Tendenz steigend - auch in Österreich. Ab 15. März diskutieren 500 Experten zwei Tage lang über dieses Thema ("Metabolisches Syndrom") beim 24. Ernährungskongress der Diaetologen in Wien.

Rückgang der Lebenserwartung

Mittlerweile ist in der europäischen Region Adipositas (krankhaftes Übergewicht) bereits die häufigste gesundheitliche Störung bei Kindern. Hält der Trend an, wird es - so die Weltgesundheitsorganisation WHO - schon im Jahr 2010 im wahrsten Sinn des Wortes "übersatte" 150 Millionen adipöse Erwachsene und 15 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche geben. Experten schätzen, dass sich allein auf Grund dieser Fakten die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern bis 2050 um fünf Jahre verringern wird.

Hohe Priorität

Diese Tatsachen waren ausschlaggebend dafür, dass die Europäische Ministerkonferenz der WHO zur Bekämpfung der Adipositas, an der im November 2006 Delegierte aus 53 Mitgliedstaaten der WHO Europa, Experten und NGOs teilgenommen hatten - darunter auch Regierungsvertreter aus Österreich - eine Resolution unterzeichnet haben, nach der das Thema Adipositas und Übergewicht überall "hoch auf der politischen Agenda anzusiedeln ist". Des Weiteren waren sich die Teilnehmer einig, dass die alarmierenden Trends "unmittelbares Handeln rechtfertigen" würden.

Umkehr

Das letztendliche Ziel aller Gegenmaßnahmen lautet daher Eindämmung der Epidemie und Trendumkehr. Allerdings, so die Meinung von Experten, müssten für einen dahingehenden Erfolg in den meisten Ländern sichtbare Fortschritte spätestens in den nächsten vier bis fünf Jahren, eine tatsächliche Trendumkehr bis spätestens 2015 erreichbar sein. Nur ein Zusammenspiel aller Kräfte - Staat, NGOs, Arbeitgeber, Verbraucherverbände, Privatwirtschaft - und eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit und konzertierte Maßnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene könnten zu sichtbaren Ergebnissen und im besten Fall zu einem Trendstopp führen, so die WHO.

Kostenfaktor

Neben persönlichem Leid sind es auch die damit zusammen hängenden direkten und indirekten Gesundheitskosten, die zu denken geben: Medikamente, Spitalsaufenthalte, Krankenstände, Arbeitsunfähigkeit. Sechs Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben verwenden die europäischen Länder im Schnitt für die Therapie von krankhaftem Übergewicht; in Österreich waren dies auf Basis der Gesundheitsausgaben 2005 laut Statistik Austria rund 1,1 Milliarden Euro.

Bei Diabetes zeigt sich ein ähnlich Besorgnis erregendes Bild: Weltweit hat sich inzwischen eine Diabetesepidemie ausgebreitet, wobei die höchste Prävalenz in Nordamerika zu beobachten ist, wie der Österreichische Diabetesbericht 2004 zeigt. Dem Europäischen Gesundheitsbericht der WHO zufolge leiden in Europa 22,5 Millionen Erwachsene an Diabetes mellitus. Fünf bis 15 Prozent der Diabetiker sind Typ 1-Diabetiker und vornehmlich im Kinder- und Jugendalter. Die restlichen 80 bis 95 Prozent entfallen auf Diabetes mellitus Typ 2. In ganz Europa entwickelt sich Typ 2-Diabetes weg von einer Alterserkrankung und betrifft in steigender Zahl Menschen in der ersten Lebenshälfte.

Das entspricht auch der Situation Österreichs. Hier zu Lande sind geschätzte 400.000 Personen von Diabetes mellitus betroffen. Etwa 85 Prozent von ihnen leiden an Typ 2-Diabetes, wobei eine hohe Dunkelziffer gegeben ist. Die Patienten werden dabei immer jünger, die Mortalitätsraten steigen an. (APA)