St. Pöltens Bahnhof wie er ist...

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...und wie er im Jahr 2011 aussehen soll. Dann wird es erstmals ausreichend Lifts zu den Bahnsteigen geben

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St. Pölten - Im August zeigte sich der St. Pöltener Bürgermeister Matthias Stadler (SP) euphorisch. Der Grund: Ein Spatenstich markierte den Um- und Neubaubeginn beim renovierungsbedürftigen Hauptbahnhof, der nun "ein attraktives Entrée für unsere Innenstadt" sein wird, wie Stadler sagte.

So gut war die Stimmung nicht immer gewesen, denn die Neugestaltung des Hauptbahnhofes, die Teil der "Bahnhofsoffensive" der Österreichischen Bundesbahnen ist, wurde seitens der Politiker jahrzehntelang erfolglos gefordert. ÖBB-Sprecher Johann Rankl zeigt Verständnis für das Drängen, weist aber darauf hin, dass der St. Pöltener Bahnhof immer schon in die zweite Phase der Offensive gefallen sei, zu der auch die Bahnhöfe in Wien, Salzburg und anderen Städten gehören, und somit rechtzeitig erfolgt sei.

Fertigstellung 2011

Nun jedoch werde "mit Hochdruck" am Mittelteil des neuen Tunnels "Schöpferstraße" gearbeitet. Die neue Unterführung wird die derzeitige Unterführung Kremser Landstraße ersetzen, die für Betrachter mitten durch den alten Bahnhof durchzuführen schien - und somit den Platz frei machen für den südlichen der zwei Bahnhofsvorplätze. Die Kremser Landstraße wird im Mai daher für längere Zeit gesperrt. Das Budget für das gesamte Projekt, welches 2011 fertig gestellt wird, beträgt 190 Millionen Euro. An den Kosten von fünf Millionen Euro zur Umgestaltung der Vorplätze (ab April) werden sich auch die Stadt St.Pölten und das Land Niederösterreich beteiligen.

Radabstellplatz und Rolltreppen

Am Vorplatz Nord wird auch der regionale und überregionale Busverkehr neu organisiert, die Radfahrer bekommen insgesamt 350 überdachte Abstellplätze - auch Autos dürfen geparkt werden. Auf dem Südvorplatz direkt gegenüber der Kremser Gasse, die in die Altstadt führt, werden sich künftig Fußgänger, Radfahrer, städtische Busse und Taxis tummeln.

Rund 25.000 Menschen und 540 Züge sind es, die täglich den Bahnhof frequentieren. Die Fahrgäste haben teilweise keinen Spaß daran, denn eine Rolltreppe gibt es nicht, und nur ein einziger Lift führt zu den Bahnsteigen. Der Charme der Kaiserzeit - 1856 erfolgte der Spatenstich für den Bau des Bahnhofs - hat sich hier lange gehalten, 1968 gab es die letzte Renovierung. Nun gelte es, den Bahnhof "barrierefrei und kundenfreundlich" zu gestalten, sagt Stadler. Kundenfreundlich wird er auch insofern, als die Möglichkeit besteht, in den neu angesiedelten Geschäften einzukaufen, die teilweise nicht an die Ladenöffnungszeiten gebunden sind. Die Geschäftsfläche beträgt 1500 Quadratmeter und es werde alles vorhanden sein, was Reisende so brauchen: Imbisse, Zeitschriften, Cafés und ein Supermarkt, erläutert Rankl.

Weiteres Gleis

Mit dem neuen Zugang zur Innenstadt werde St. Pölten auch für Touristen attraktiver, ist man im Bürgermeisteramt überzeugt. Die Hoffnung ist groß, dass bald auch die Güterzugumfahrung (GZU, siehe Artikel unten) den Hauptbahnhof entlastet und dass die Bahnstrecke St. Pölten-Herzogenburg wieder zweigleisig geführt wird. Vor allem wirtschaftlich würde ein zweites Gleis viele Vorteile bringen, sagt Peter Bylica, Sprecher von Bürgermeister Stadler. Denn im Norden der Landeshauptstadt, in Unterradlberg, haben sich Betriebe angesiedelt, welche die Aus- und Anlieferung ihrer Erzeugnisse beziehungsweise Rohstoffe zum Teil über die Schiene abwickeln. Auch der Kunststoffhersteller Sunpor plant ein Werk in St. Pölten anzusiedeln, sagt Bylica. Das bedeutet, dass nicht nur bessere Logistikmöglichkeiten in Form von Bahn-Ausbau benötigt werden, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen werden. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD print, 14.3.2007)