Bald kam es zur Zusammenarbeit mit Komponisten wie Luciano Berio oder Vinko Globokar. Für ein Projekt von Aureliano Cattaneo, Jahrgang 1974, hat sich Sanguineti wieder seiner Anfänge besonnen und unter dem Titel La philosophie dans le labyrinthe eine neue Textkompilation anhand seines Lebensthemas vorgenommen.
Im Zentrum des dabei entstandenen Musik- und Tanztheaters steht jenes mythologische Wesen, das im wohl berühmtesten Labyrinth, jenem von Knossos, hauste, jener Minotaurus, der Menschenopfer begehrte, bevor er von Theseus besiegt wurde. Gleich dem dabei von diesem Helden benutzte Ariadnefaden hat man in dieser Produktion der "Netzzeit" stets den sprichwörtlichen Handlungsfaden in mehrfacher Ausführung vor Augen: In Anlehnung an das antike Theater, als Musik, Tanz und Schauspiel noch eine unverbrüchliche Einheit waren, ist der Gang des Dramas auf mehreren Ebenen zugleich präsent, wobei animierte Grafiken auf einer Videowand die Geschichte mit der Ironie von Comicstrips in umgekehrter Chronologie erzählen, vom Tod zur Geburt des Minotaurus.
In Cattaneos Musik ist das Labyrinthische währenddessen durch formale Spiegelungen vervielfacht, sodass in dieser handwerklich überzeugende Talentprobe eine ihrer Stärken zugleich eine Schwäche bedeutet: Denn das filigrane, geräuschhafte Material, das das Klangforum Wien unter Lucas Vis delikat schimmern lässt, wird so schlüssig geformt, dass Verläufe allzu oft vorhersehbar und redundant werden.