Erdöl ist ein knappes Gut. Nach aktuellen Hochrechnungen reichen die Vorräte – bei konstantem weltweiten Verbrauch – noch maximal 50 Jahre. Besser sieht es beim Gas aus, hier dürften die Ressourcen noch mindestens doppelt so lange den Bedarf decken. Allerdings ist der Transport von der Vorratsstätte zum Verbraucher extrem schwierig. Eine Lösung kann Liquefied Natural Gas (LNG) sein. Goldman Sachs deckt dieses Zukunftsthema jetzt erstmals mit einem eigenen Index ab.

Gas macht die Welle

Rohstoff-Investments machten den Anlegern in den vergangenen Monaten wenig Freude. Trotz steigender Nachfrage nach den Commodities traten die Preise zu größten Teilen nur auf der Stelle oder legten gar den Rückwärtsgang ein. Selbst Rohöl verzeichnete in den abgelaufenen zwölf Monaten einen leichten Preisrückgang. Zudem sind zahlreiche Rohstoffe nur über Future-Kontrakte handelbar, so dass Anleger sich mit speziellen Problemen herumschlagen mussten. Schlagworte wie Contango und Backwardation sind so inzwischen auch bei Privatanlegern bestens bekannt und gefürchtet. Ganz extrem sind die terminmarktspezifischen Besonderheiten beim Rohstoff Gas. Hier spielen saisonale Schwankungen eine enorme Rolle. Dies zeigt ein Blick auf die Forward-Kurve des „Henry Hub Erdgas“-Futures, die sich wellenförmig bewegt. So ist der Bedarf an Erdgas in den Wintermonaten, also während der Heizperiode, deutlich höher als in den anderen Jahreszeiten und die Preise für diese Fälligkeiten daher teuerer.

Im Direkt-Investment ist kaum Geld zu verdienen

Per Saldo zeigt die Forward-Kurve jedoch auch, dass die Investoren mit leicht sinkenden Preisen in der Zukunft rechnen. Es besteht also eine klassische Backwardation-Situation, die allerdings durch die wellenförmige saisonale Bewegung zusätzlich verzerrt wird. Aus diesem Grund ist mit diesem Rohstoff mittels Zertifikaten nur extrem schwer Geld zu verdienen. Anleger sollten besser die Finger von derartigen Investments lassen. Die sinnvollere Möglichkeit sind daher Aktieninvestments in Gas-Gesellschaften. Hier ist jedoch in der Vergangenheit bereits reichlich Phantasie in die Kurse eingepreist worden. Beispiele sind die russische Gazprom, aber auch der deutsche Versorger E.ON (Ruhrgas).

Gas ist noch ausreichend vorhanden

Zweifelsfrei wird der Bedarf an Gas weiter anziehen. Der Vorteil dieses Rohstoffs im Vergleich zum Öl liegt klar auf der Hand: Die Reserven reichen deutlich länger aus. Das Problem liegt jedoch in der Nutzung, da viele Gas-Vorräte in Gebieten (speziell in der Golfregion) zu finden sind, die von den klassischen Verbrauchszentren in Europa und den USA weit entfernt sind. Ein Bau von Pipelines ist dabei extrem zeitraubend und zudem zu finanzintensiv. Eine mögliche Lösung dieses Distanz-Problems bietet Liquefied Natural Gas (LNG). Dabei handelt es sich um verflüssigtes Erdgas, welches auf eine Temperatur von minus 161 Grad Celsius heruntergekühlt wird. Der Vorteil: Der Umfang schmilzt massiv zusammen und das flüssige Gas kann somit leicht über den Seeweg an die Abnehmerstellen transportiert werden. Doch ganz so einfach ist dieser Kühlvorgang und die nachfolgende Verschiffung natürlich auch nicht. Zunächst müssen entsprechende LNG-Anlagen gebaut werden, die das Gas verflüssigen. Dann sind entsprechende Tanker notwendig, die diesen Stoff in der entsprechenden Temperatur über große Entfernungen halten und bewegen können. Zuletzt braucht man dann erneut Anlagen, die Gas in den Ursprungszustand zurückversetzen können. Dazu sind allerdings milliardenschwere Investitionen notwendig.

Im 2. Teil: Die ganze Wertschöpfungskette ist dabei

Die ganze Wertschöpfungskette ist dabei

Goldman Sachs hat jetzt unter dem Kunstnamen „COMERGIX“ einen Index entwickelt, der 29 Unternehmen aus dieser Wertschöpfungskette zusammenfasst. Dabei sind klassische LNG-Anlagenbauer, LNG-Schiffsbauer, Betreiber von Tankerflotten und Verflüssigungsanlagen und LNG-Handelsgesellschaften. Um in das Barometer aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen einen wesentlichen Teil ihres Geschäfts im LNG-Bereich tätigen. Durch diese Einschränkung fallen große Energiemultis wie Royal Dutch durch das Raster. Sie beschäftigen sich zweifelsfrei auch mit diesem Zukunftsthema, der entsprechende Umsatzanteil ist aber noch viel zu gering. Trotzdem sind die Aufnahmekriterien alles andere als streng, da es in einem solch engen Geschäftsbereich wohl kaum möglich wäre, einen reinen und gleichzeitig gut diversifizierten LNG-Index zu entwickeln.

Die Briten haben die Nase vorn

Der LNG-Index wird entsprechend der Marktkapitalisierung gewichtet und einmal pro Jahr angepasst. Zum Start dominierten drei Schwergewichte den Index zu knapp 44 Prozent. Dies sind der britische Anlagenbauer BG Group (17,2 Prozent), der britische Betreiber von Verflüssigungsanlagen National Grid (14,6 Prozent) und der französische Anlagenbauer Vinci (11,6 Prozent). Ein gewisses Klumpenrisiko ist daher vorhanden. Aus Deutschland ist lediglich der Kühlspezialist Linde dabei, der jedoch nur 3,8 Prozent des Index ausmacht. Geographisch ist der Index über 14 Nationen breit diversifiziert, wobei britische Unternehmen mit 31,8 Prozent den Löwenanteil ausmachen, gefolgt von US-Gesellschaften, die 22,7 Prozent erreichen. Der klassische Index-Tracker auf die „Total Return“-Variante (ISIN DE 000 GS3 4W6 3) ist ohne Währungssicherung ausgestattet. Als jährliche Gebühr werden 0,82 Prozent erhoben. Vor dem Hintergrund einer Anrechnung der Netto-Dividenden und der teilweise schwierigen Handelbarkeit der Indexkomponenten ist dies fair. Historisch kann sich der „COMERGIX“ sehen lassen: In einer Rückrechnung ab September 2001 bis Anfang März 2007 legte er um 72,8 Prozent zu, was einem jährlichen Plus von 7,9 Prozent entspricht. Im gleichen Zeitraum konnte die „Total Return“-Variante des MSCI World, ebenfalls auf Eurobasis, nur 41,3 Prozent oder 4,9 Prozent gewinnen.

Der Tracker macht langfristig Sinn

Weniger attraktiv sind drei bereits gehandelte Bonus-Zertifkate auf den COMERGIX-Preisindex. Als unsinnig sehen wir dabei das Papier mit zweijähriger Laufzeit (ISIN DE 000 GS3 4W4 8) an, welches bei einem „Mini-Puffer“ von 6,2 Prozent, eine sehr magere Bonus-Rendite von 2,2 Prozent oder 1,1 Prozent p.a. abwirft. Ein solch langfristiges Thema mit einer kurzen Laufzeit und einem geringen Risikopuffer abzudecken, macht keinen Sinn. Auch die sechsjährige Variante (ISIN DE 000 GS3 4XA 5) kann uns nicht überzeugen. Hier haben Sie zwar einen Risikopuffer von 27,1 Prozent. Bei einer Bonus-Rendite von 27,3 Prozent oder 4,1 Prozent p.a. würden wir aber auch hier die Dividende nicht für den Schutz-Mechanismus eintauschen, auch bei einer Index-Dividendenrendite, die aktuell „nur“ bei rund 1,5 Prozent liegt. Mit Blick auf die Nachfragesituation und die enormen Investitionen, die erfolgen werden, können Anleger das LNG-Thema langfristig über das klassische Endlos-Zertifikat jedoch ausgezeichnet abdecken und dem Portfolio beimischen.