Bundespräsident mit Allheiligkeit: Bartholomaios I. wurde zu Beginn seines Österreichbesuchs von Heinz Fischer empfangen.

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Wien - Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. ist am Montag zu einem fünftägigen offiziellen Besuch in Österreich eingetroffen. Das 66-jährige Oberhaupt der orthodoxen Kirchen traf zunächst den Bundespräsidenten, Bundeskanzler und den Vizekanzler, am Abend feierte er in der serbisch-orthodoxen Kirche St. Sava im dritten Wiener Bezirk einen Gottesdienst.

In einem ORF-Radiointerview unterstrich Bartholomaios den wesentlichen Beitrag der Orthodoxie zur Einigung Europas: "Die Orthodoxie ist nicht die arme Verwandte Europas, sondern aus historischen Gründen heraus hat sie Europa gegenüber viele Rechte und Pflichten". Am heutigen Dienstag wird der Patriarch mit dem "Kardinal-König-Preis" ausgezeichnet.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel steht an der Spitze der orthodoxen Kirchenfamilie. Ihm allein gebührt die Anrede "Panagiotatos" (Allheiligkeit). Durch einen Konzilsbeschluss von 381 wurde er als Nachfolger des Apostels Andreas, des Bruders des hl. Petrus, und "Bischof des Neuen Rom" dem römischen Papst gleichgestellt, die Hagia Sophia war religiöses Zentrum des östlichen Teils des Römischen Reiches. Der 1991 gewählte Patriarch Bartholomaios I. gilt als 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Nach orthodoxer Auffassung hat Rom mit der Kirchenspaltung von 1054 die orthodoxe (rechtgläubige) Familie verlassen. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2007)