Wien - Kosovo-Ministerpräsident Agim Ceku glaubt nicht an ein Veto Russlands gegen die Unabhängigkeit der mehrheitlich von Albanern bewohnten südserbischen Provinz. "Ich denke, dass Russland an Bord sein wird und wir Ahtisaaris Plan durch den Sicherheitsrat bekommen", sagte Ceku der Tageszeitung "Die Presse" (Montagausgabe) mit Blick auf die Entscheidung des UNO-Sicherheitsrats über den Plan von UNO-Chefverhandler Martti Ahtisaari. Der finnische Ex-Präsident hat eine überwachte Unabhängigkeit für die Provinz vorgeschlagen, was Belgrad vehement ablehnt.

Ceku wies darauf hin, dass Moskau als Mitglied der Kosovo-Kontaktgruppe (USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien) "von Anfang an" in die Beratungen über den Status der seit 1999 unter UNO-Verwaltung stehenden Provinz involviert gewesen sei. "Es (Russland, Anm.) hatte einen anderen Zugang, aber am Ende wurden alle Leitprinzipien und Beschlüsse einstimmig getroffen", betonte Ceku. Die Verhandlungen über den Kosovo-Status seien keine bilaterale Angelegenheit, sondern ein UNO-Prozess. "Wenn jemand nein sagt, ist es auch ein Nein zur UNO."

Der kosovo-albanische Politiker versicherte zugleich, dass Pristina nicht einseitig die Unabhängigkeit der Provinz ausrufen werde. "Wir werden jedenfalls keine unilaterale Entscheidung treffen. (...) Wir werden nichts tun, was unsere Partnerschaft mit der Staatengemeinschaft gefährdet." Er drängte aber auf eine rasche Umsetzung von Ahtisaaris Plan, weil es "keinen Grund für Verzögerungen" gebe und solche nur das "Gefühl der Unsicherheit" im Kosovo verlängere. "Sobald der Vorschlag an den Sicherheitsrat geht - und Ahtisaari wird deutlich machen, dass die einzige Lösung ein unabhängiger Kosovo ist -, wird das den Menschen Gewissheit bringen."

Einer Teilung des Kosovo in einen serbischen und einen albanischen Teil erteilte Ceku eine klare Absage. Die internationalen Truppen werden die Serben des Nordkosovo an einer Abspaltung hindern, betonte er. Die internationale Präsenz im Kosovo werde das Mandat haben, "die Lösung zu implementieren, und zwar im gesamten Territorium des Kosovo". Überhaupt hätten die Serben keine Notwendigkeit, sich abzuspalten. "Sie werden sich selbst verwalten und bekommen Kontrolle über ihr tägliches Leben."

Ceku warf den Belgrader Politikern vor, die Interessen der Kosovo-Serben nicht zu vertreten. "Die Kosovo-Serben wurden instrumentalisiert. Belgrad redet nie über sie, nur über Territorium. Aber wir leben mit ihnen zusammen, es sind unsere Bürger. Und sie sind sehr besorgt und verwirrt, weil sie nicht wissen, in welchem Land sie eigentlich leben, wer ihre Regierung ist, wer ihre Pensionen und Löhne zahlt. Auch sie brauchen Klarheit."

Das Kosovo-Spitzentreffen zwischen Regierungsvertretern aus Belgrad und Pristina am Samstag in Wien beschrieb Ceku als "sehr zivilisiert". Man habe einander die Hände geschüttelt und sei gemeinsam an einem Tisch gesessen. "Wir müssen beginnen, in unsere künftige Beziehung zu investieren. Das haben beide Seiten realisiert. Eines Tages werden wir gemeinsam in Brüssel sitzen. Nichts sollte uns also davon abhalten, miteinander zu reden." (APA)