Berlin - EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat die
Autoindustrie davor gewarnt, sich gegen die Bewegung für mehr
Klimaschutz durch Abgasfilter zu stellen. Die Branche werde in
Zukunft nicht mehr Kompromisse bei den Auflagen durchsetzen können,
um Belastungen zu begrenzen, sagte Dimas dem "Spiegel" laut
Vorabbericht vom Samstag. "Das geht nicht mehr so wie früher, weil zu
viele Menschen die fatalen Folgen kennen."
Dies gelte vor allem beim Feinstaub: "Da kann es keine Kompromisse
mit der Automobilindustrie zu Lasten der Gesundheit geben." Er habe
aber großes Vertrauen in die deutsche Autoindustrie. Aber er frage
sich, warum sie bei der Entwicklung der lukrativen Partikelfilter
gegen Dieselruß eine so geringe Rolle spiele.
Dem Magazin zufolge steht der Chef der deutschen Autolobby VDA,
Bernd Gottschalk, wegen der Reaktion des Verbands auf die
Klimadebatte unter Beschuss und muss mit seiner Ablösung rechnen. Der
Verband der Automobilindustrie (VDA), habe viel zu spät und zu lasch
auf die Debatte um den CO-2-Ausstoß reagiert, monieren die Kritiker
laut dem Bericht. Gottschalk habe nicht ausreichend über die
Leistungen der deutschen Autohersteller zum Abbau des Ausstoßes von
Kohledioxid (CO2) informiert. Schon in der Debatte um Feinstaub und
Partikelfilter habe der Verband die Interessen der deutschen Firmen
nicht wirkungsvoll vertreten. Die EU hatte am Freitag den Abbau der
CO-2-Emissionen bis 2010 um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990
beschlossen.
"Revolutionäre Fortschritte"
Dimas zog eine gemischte Bilanz der Klimabeschlüsse des EU-Gipfels
vom Freitag. "Was wir gerade gemacht haben, reicht nicht", sagte er.
Umgekehrt gelte: "Wenn wir das mit dem vergleichen, was vor zwei
Jahren möglich schien, sind das schon revolutionäre Fortschritte." Er
gab zu, dass die Verteilung des Emissionsabbaus auf die
EU-Mitgliedstaaten noch unklar und sehr strittig sei. "Wenn es dann
ernst wird, hapert es bei manchen an der Umsetzung. Und dann zeigt
sich, dass vieles pure Heuchelei ist", kritisierte er. Dimas setzt
nach eigenen Worten darauf, dass die nächste US-Regierung gegenüber
der Politik von Präsident George W. Bush eine Kehrtwende beim
Klimaschutz macht. (APA/Reuters)