Beim virtuellen Bummel durch Berlin kann man sich auch ein Bild zum umstrittenen und geplanten Wiederaufbau des Stadtschlosses machen.

Foto: RSS GmbH/DLR
Auch in der Stadt Wien liegen seit einiger Zeit entsprechende Pläne in der Schublade. Aus Kapazitätsgründen wurden sie bis dato jedoch noch nicht umgesetzt.

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Wien/Berlin - Orginalgetreue Eindrücke von der deutschen Bundeshauptstadt können Internetbenutzer jetzt bei einem virtuellen Streifzug gewinnen. Ganz bequem vorm Computerbildschirm sitzend kann man zum Beispiel durchs Brandenburger Tor schreiten oder wie mit einem Hubschrauber dicht an anderen Sehenswürdigkeiten vorbeifliegen. Ohne Schlange zu stehen, lassen sich einige der insgesamt 44.000 Gebäude der Berliner Innenstadt - darunter das Reichstagsgebäude - auch von innen besichtigen.

Unter der Internet-Adresse www.3d-stadtmodell-berlin.de lässt sich das Berliner 3-D-Modell beim ersten Aufruf starten, um es dann auf der globalen Visualisierungsplattform Google Earth zu betrachten.

Eine Besonderheit: Das viel diskutierte und geplante Berliner Stadtschloss kann je nach Wunsch des Nutzers mit einer Aktivierung eines Häkchen ein- und ausgeblendet werden. Jeder soll sich so selbst ein Bild davon machen können, ob der Aufbau des Schlosses Sinn macht oder nicht. Ein weiteres Schmankerl: Auch der Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer kann angezeigt werden.

Um einen Eindruck der Berliner Stadtlandschaft zu vermitteln, wurden rund 800 Berliner Fassaden fotografiert und die verbleibenden Gebäudemodelle nach dem Zufallsprinzip mit diesen texturiert, also mit einer Fassade versehen. Die Dächer der Gebäude wurden auf Grundlage von Luftbildern abgebildet.

Das virtuelle 3-D-Modell der deutschen Hauptstadt wurde während eines Pilotprojektes von November 2003 bis Dezember 2005 im Rahmen vom Berliner Senat und der Berlin Partner GmbH entwickelt und soll künftig vielfältige Nutzungen in der Berliner Verwaltung und in der Wirtschaft ermöglichen.

"Mit unserer Software lässt sich Vergleichbares auch für die österreichische Hauptstadt in wenigen Monaten aufbauen", ist Marc Hildebrandt von 3D Geo überzeugt. Die Potsdamer Firma entwickelte die dabei eingesetzte 3-D-Software "LandXplorer". "Die dafür notwendigen Basis-Geo-Daten sollten an und für sich auch in Wien vorhanden sein."

"Das stimmt prinzipiell", bestätigte Lionel Dorffner von der MA 41 (Stadtvermessung) dem Standard. Pläne dafür lägen seit einiger Zeit in der Schublade, hätten aber bisher unter anderem aus Kapazitätsgründen zurückgestellt werden müssen. Sollte aber "Druck von außen" die Stadtverantwortlichen von den Vorteilen eines derartigen Google-Earth-Auftritts überzeugen, ließe sich das Projekt sicher schnell umsetzen. (kat/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11. 3. 2007)