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Foto: APA/dpa/Oliver Multhaup
Wer sich abseits von Etiketten-Ratgebern und Benimm-Hilfen durch die gehobene Beratungslektüre zu den besten Strategien für Erfolg im Beruf und Weiterentwicklung der so hoch im Kurs stehenden Sozialkompetenzen liest, braucht nicht nur extrem viel Zeit – sondern stößt auch bald auf massive Widersprüche der Erfolgsmacher. Vor allem, wenn es um die altbekannten Reizworte geht. Fredmund Malik etwa hält "Charisma" für ein "gefährliches Wort" im Management. Andere füllen ihre Seminare mit dem Lehren der Wirkmechanismen von Charisma und dem Versprechen einer "charismatischen Persönlichkeit" als Ergebnis. Zum Thema Motivation geht es ebenso – die einen sehen sie als intrinsisch, die anderen preisen dringend notwendige externe Rezepte zur Motivation der Mitarbeiter an. Offenheit als Jobfalle Ein heißes Thema sind auch Authentizität und Emotionen. Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek etwa sieht Offenheit und Ehrlichkeit definitiv als eine Jobfalle für gutartige Menschen, die das neoliberale Wirtschaftssystem in seinen Mechanismen noch nicht durchschaut haben. Coaches und Berater, die Verbesserung der Ausstrahlung offerieren, sagen das Gegenteil: Charismatiker seien nicht cool und angepasst, heißt es dort, sondern sollten wohl auch leidenschaftlich und intensiv werden, wenn ihnen etwas wichtig ist. Gelebtes Mitfühlen wird von dieser Seite empfohlen, quasi frei nach dem faszinierenden Rhetor Bill Clinton ("I can feel your pain"). Kritische Prüfung Also: Wohin sich wenden? Welcher Lehre folgen? Wem sein gutes Geld hintragen? Glücklich, wer mit so viel Lebens- und Berufserfahrung ausgestattet ist, dass er für den Bereich seiner persönlichen Weiterentwicklung getrost seiner Intuition vertrauen kann. Ansonsten gilt wohl, was jeder jeden Tag im Supermarkt auch macht: die heftig beworbenen "Must-Haves" kritisch auf ihre Brauchbarkeit für das eigene Leben zu überprüfen. (Karin Bauer, Der Standard, Printausgabe, 10/11.3.2007)