Linz – „Gräueltaten? Blödsinn, das stimmt doch alles so nicht. Ich war zwei Jahre bei der Waffen-SS und hab davon nichts bemerkt“ – so lautete am 23. November 2006 die klare Antwort von Ernst Kolar, dem oberösterreichischen Landesobmann der „Kameradschaft IV“ (K IV) auf die Standard-Frage, ob nicht angesichts der historischen Fakten über die Gräueltaten gerade der Waffen-SS einen kritischere Haltung notwendig wäre. Das Zitat, das am 24. November im Standard abgedruckt wurde, hat nun ein rechtliches Nachspiel.Das „Oberösterreichische Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ hat Kolar bei der Staatsanwaltschaft Linz angezeigt. „Es besteht der dringende Verdacht, dass Kolar im Sinne des Verbotsgesetzes nationalsozialistische Verbrechen gegen die Menschlichkeit geleugnet hat“, begründet Netzwerk-Sprecher Robert Eiter die Anzeige. Ausgangspunkt war besagter Artikel über massive Kritik an regelmäßigen Kranzniederlegungen der „Kameradschaft IV“ bei einem Denkmal für gefallene Soldaten der Waffen-SS in der kleinen Ortschaft Stillfüssing (Gemeinde Waizenkirchen). „Der bis heute in Österreich existierende Traditionsverband der Waffen-SS hat aus der Geschichte nichts gelernt“, sagt Eiter. Dieser Ansicht ist offensichtlich auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), das in der K IV eine „rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS“ sieht. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 9.3.2007)