Solange Frauen sich fragen lassen müssen, warum sie als Frau eine Spitzenposition erreicht haben, gibt es ein Problem. Denn einem Mann wird eine solche Frage nicht gestellt. Und solange das so ist, sind wir von Gleichberechtigung noch weit entfernt. Das zeigt am deutlichsten der Blick auf die Einkommensschere. Ob man nun die Zahlen des EU-Gleichbehandlungsberichts – 18 Prozent Einkommensunterschied – oder der Statistik Austria – 22 Prozent – hernimmt: Die Differenz ist beträchtlich. Dabei ist nicht einzusehen, dass es irgendeine Art von Unterschied bei der Bezahlung gibt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das sollte unabhängig vom Geschlecht, von der Religion, von der Hautfarbe, von Wovon-auch-Immer gelten. In der Privatwirtschaft ebenso wie im öffentlichen Dienst.


Was zählt, sind Leistung und Qualifikation. Quotenregelungen oder gut gemeinte Beförderungen, die mit "Weil sie eine Frau ist" begründet werden, sind nicht der richtige Weg. Umgekehrt kann auch nicht sein, dass die Parole, es müsse ein "Gleichgewicht des Schreckens" herrschen, wenn Frauen das Kommando in einem Bereich zu übernehmen drohen, ausgegeben wird. Frauen müssen die gleichen Chancen wie Männer bekommen. Um mehr geht es nicht, aber auch nicht um weniger. Nun muss aber dafür gesorgt werden, dass Frauen diese Chancen überhaupt wahrnehmen können. Dazu gehören vor allem Kinderbetreuungseinrichtungen. Denn es ist noch immer so, dass die Betreuungsfragen zuallererst an den Frauen hängen bleiben.

Es muss zu denken geben, wenn die Beschäftigungsquote von Frauen zwischen 25 und 49 Jahren um 15 Prozent niedriger ist als bei Frauen ohne Kinder. Vorbilder sind deshalb nicht die Vorzeige-Karrierefrauen, die entweder gar keine Kinder haben oder sich jemanden für die Betreuung leisten können, sondern jene Mütter, die sich mit – noch dazu – schlechter bezahlten Jobs durchschlagen und es auch noch schaffen, sich um ihre Kinder zu kümmern. Also all die Supermarktkassiererinnen oder Fließbandarbeiterinnen – das sind die wahren Heldinnen. Noch dazu in ländlichen Gegenden, wo es häufig gar keine Kindergärten gibt oder diese früh schließen.

In Ländern wie Frankreich und Belgien, wo es bereits für Babys ein dichtes Netz an Betreuungsmöglichkeiten gibt, sind mehr Frauen berufstätig, weil sie ihre Kinder gut aufgehoben wissen. Hier gilt es anzusetzen und nicht Müttergehälter zu kreieren, wie es Jörg Haider vorschlägt, oder eine Mindestsicherung für jene, die für die Betreuung des Nachwuchses zu Hause bleiben. Diese Art von Familiensozialismus, der unter Schwarz-Blau forciert wurde und nun pünktlich zum Frauentag gepusht durch den ministeriellen ÖVP-Vordenker Josef Pröll eine Renaissance erfährt, drängt die Frauen wieder heim an den Herd. Die angebliche Wahlfreiheit ist eine Falle, da sie mehr Anreize zum Berufsausstieg denn zum -einstieg bietet.

Die ÖVP tut sich mit einer modernen Frauenpolitik genauso schwer wie die CDU/CSU mit ihrer Familienministerin Ursula von der Leyen in Deutschland. Die CDU-Politikerin und Mutter von sieben Kindern kämpft für mehr Kinderbetreuungseinrichtungen, was den katholischen Bischof von Augsburg, Walter Mixa, zu der Aussage verführte, Frauen würden durch die Politik von der Leyens zu "Gebärmaschinen", weil sie sich nicht mehr um die Betreuung kümmern müssten. Nicht nur Kirche und Konservative ringen um Positionen, der SPÖ fiel in Regierungsverantwortung bisher auch nicht sehr viel mehr ein, als für Doris Bures ein Frauenministerium zu kreieren. Dabei wäre ein kompetent besetztes Gleichstellungsministerium notwendig, das sich auch um die faire Behandlung von Ausländern kümmert.

Ein Frauentag ist eigentlich überflüssig. Das einzig Sinnvolle daran ist, dass – auch Männern – wieder einmal die Fakten vor Augen geführt werden. Frauen haben bestenfalls die gleichen Rechte, sicher mehr Pflichten und noch lange nicht die gleichen Chancen. (Alexandra Föderl-Schmid, Print-Ausgabe, 8.3. 2007)