Dieses Dokument sollte belegen, dass Saddam Hussein im Niger Uranerz kaufen wollte. Die auffallend plumpe Fälschung nährte Verschwörungstheorien, die CIA habe sich an Vizepräsident Dick Cheney rächen wollen.

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Das Ehepaar Plame/Wilson im "Vanity Fair"-Magazin. Die Enttarnung von CIA-MitarbeiterInnen kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

Foto: AP/Jonas Karlsson
Bei der der Suche nach Kriegsgründen gegen den Irak kamen der Regierung Bush von der CIA vorgelegte Dokumente über Saddam Husseins angebliches Atomprogramm gerade recht. Die Papiere sollten belegten, dass der Irak versucht habe, große Mengen Uranerz aus dem Niger zu beschaffen. Der ehemalige US-Diplomat Joseph C. Wilson wurde im Februar 2002 nach Afrika entsendet, um diese Berichte zu überprüfen.

Er stellte nach achttägigen Recherchen fest, dass der Export größerer Mengen leicht angereicherten Urans (als Yellowcake bekannt) wohl kaum unbemerkt vonstatten gehen hätte können. Dass eine Lieferung ohne Wissen der IAEO und der US-Botschaft in Niamey stattgefunden habe, sei auszuschließen, folgerte er.

Als die Iraker Ende 2002 detaillierte Angaben über ihre Programme zur Herstellung nuklearer, chemischer und biologischer Waffen sowie von ballistischen Trägerraketen (und über deren Vernichtung nach dem Golfkrieg von 1991) machten, kritisierten die USA, dass in dem Dokument jeglicher Verweis über den Versuch Saddams, in Afrika Uran zu kaufen, fehle (derStandard.at berichtete). Dies gelte als Beweis für die Unvollständigkeit des Berichts.

Plumpe Fälschungen

In seiner „State of the Union“-Ansprache im Jänner 2003 wies Bush, obwohl die CIA davon abgeraten hatte, ausdrücklich auf diese „Beweise“ hin. Die Dokumente, die vom italienischen Geheimdienst SISMI stammen sollten, stellten sich allerdings als plumpe Fälschungen heraus – ein Dokument war von einem Minister, der seit 13 Jahren nicht mehr im Amt war, unterschrieben, ein anderes war mit „30. Juli 1999“ datiert, obwohl sich das Schreiben auf eine Übereinkunft vom 29. Juni 2000 bezog.

Trotzdem veranlasste die angebliche "Niger-Connection" die Demokraten im US-Kongress, sich dem Kriegskurs der Regierung Bush anzuschließen.

Schwere Vorwürfe

Am 6. Juli 2003, nach der Invasion des Irak, veröffentlichte Ex-Botschafter Wilson in der „New York Times“ unter dem Titel What I Didn't Find in Africa einen Bericht über seine Niger-Reise. Er gab an, dass seine Feststellung, der Uranerz-Export habe nie stattgefunden, in mehreren offiziellen Dokumenten zu finden sein müsse und erhob den Vorwurf, man sei möglicherweise unter Angabe von falschen Gründen in den Krieg gezogen.

Acht Tage später wurde seine Ehefrau Valerie Plame in einem Artikel des Journalisten Robert Novak als CIA-Agentin enttarnt, worauf bis zu zehn Jahre Haft stehen. Kritiker vermuteten, dass die Enttarnung ein Racheakt aus Kreisen der Regierung war. Wie die Information über Plames Agententätigkeit in die Medien gelangte, war vorerst unklar.

Karl Rove, engster Berater von Präsident Bush, bestritt einen Bericht des Time Magazine, wonach er Plame verraten habe. Angeklagt wurde schließlich der ehemalige Stabschef von Vizepräsident Dick Cheney, Lewis „Scooter “Libby. Er war er eine der treibenden Kräfte der Entscheidung für den Krieg gegen den Irak.

Obwohl im September 2006 der frühere US-Vizeaußenminister Richard Armitage zugab, die Identität der CIA-Agentin versehentlich preisgegeben zu haben, wurde Libby weiter beschuldigt, die Ermittler über seine Gespräche mit Reportern bezüglich der CIA-Agentin Valerie Plame belogen zu haben - die Enttarnung der Agentin selbst war nicht Gegenstand des Prozesses. (bed)