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Allergietest mit Schablone

Foto: APA/dpa/Peter Endig
Wien - Viele Jahre lang hatten die Onkologen eine Vorahnung: Unter ihren Patienten befanden sich auffallend selten Allergiker. Doch Allergologie und Krebsforschung marschierten getrennte Wege. Jetzt versucht die Leiterin des Instituts für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien, Erika Jensen-Jarolim, durch die Organisation eines Symposiums am 16. April in Wien erste Antworten auf die Frage zu finden, warum eben Allergiker relativ seltener an Krebs erkranken und wie sich dieser Umstand therapeutisch ausnützen ließe.

Immunglobulin

"Wahrscheinlich ist es das Immunglobulin E (IgE, Anm.). Es ist für die Entstehung von Allergien verantwortlich. Doch es dürfte insgesamt auch eine natürliche Überwachungsfunktion gegen Tumore haben", erklärte die Wissenschafterin. Am 16. April findet im Billrothhaus in Wien das erste Internationale AllergoOnkologie-Symposium statt, das internationale Experten beider Fachrichtungen auf eine Plattform bringt.

Kein Zufall

Mittlerweile sind es nämlich nicht nur zufällige Beobachtungen, die dafür sprechen, dass das IgE von Allergikern auch diesen Effekt hat. Menschen mit Heuschnupfen, allergischem Asthma etc. bilden im Rahmen des Krankheitsgeschehens deutlich mehr IgE. Das wird ja auch für die Diagnose allergischer Erkrankungen genützt.

Belegbare Schutzwirkung

Doch für die reale Welt hat Michelle Turner, Wissenschafterin aus Kanada (Universität Ottawa/Ontario), im Jahr 2005 den Beweis für einen Konnex zwischen Allergien und Onkologie angetreten. Erika Jensen-Jarolim: "Sie hat eine epidemiologische Studie über mit einer Million Menschen zur Frage von Allergien und Tumoren durchgeführt. Es kam ein negativer Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer allergischen Erkrankung und dem Auftreten von bösartigen Tumoren heraus." Es gibt also offenbar wirklich eine belegbare Schutzwirkung.

Inzwischen versuchen verschiedene Wissenschaftergruppen aus diesen Erkenntnissen therapeutisch nutzbare Resultate zu gewinnen. Hannah Gould vom King's College in London und ihre Gruppe - auch sie wird in Wien vortragen - konstruierte IgE-Antikörper für eine passive Immuntherapie gegen Eierstockkrebs.

Strategische Verbesserung

Die möglichen Vorteile einer solchen Strategie laut der Wiener Wissenschafterin: "Das IgE bindet im Vergleich zu dem Immunglobulin G (IgG) mit hoher Affinität an Immunzellen wie Mastzellen und eosinophile Granulozyten, die leichter in das Gewebe eindringen." Das könnte also die Wirkung solcher Strategien verbessern. Monique Capron (Institut Pasteur/Lille) hat zum Beispiel bewiesen, dass eosinophile Granulozyten ausgesprochen aktiv gegen Tumore wirken.

Im Grunde aber sind die Wissenschafter und Wissenschafterinnen um Erika Jensen-Jarolim in ihren Forschungen zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Allergien und neuerdings mit ihren Mimotop-Vakzinen gegen Tumore, schon auf dem Weg in Richtung aktiver Krebsimpfungen, die auch den IgE-Arm des Immunsystems ausnutzen könnten. (APA)