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Bei Payer schlägts ein, Kiesenebner war der Absender des Dings im Kreuzeck.

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Die Polizei stürmte den bänkewerfende Rapidsektor. Rapidfans hatten zuvor schon offiziell gegen die "Verkommerzialisierung "des Fußballs demonstiert.

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Wien - Es war Wolfgang Katzians erstes Derby. Also war der Austria-Präsident entsprechend aufgeregt. Und rief via Platzmikrofon: "Haut's ordentlich eine, damit wir dann einmal am anderen Ende der Tabelle stehen." Seine Spieler nahmen es sich zu Herzen. So manche Fans der beiden Teams allerdings auch. Und so verlagerte sich das Geschehen phasenweise auf die Tribüne.

Zuvor schon wurde der Fußball auf die Straße getragen. Rapid-Fans hatten eine Demonstration gegen die "Kommerzialisierung des Fußballs" angemeldet. Runde 1000 marschierten, teils Raketen schießend, vom Reumannplatz ins Horrstadion.

Das 280. Wiener Derby war gerade 18 Minuten alt, die Austria führte nach einem holpertatschigen Abwehrfehler von Valachovic durch einen Weitschuss von Kiesenebner und eine schöne Kombination zwischen Mair und Lafata 2:0, da feierten die Austria-Fans hinter Helge Payers Tor, wenn schon nicht die Führung, so doch fröhliche Urständ'.

Feuerwerkskörper flogen nebelnd in Rapids Strafraum. Einer traf Goalie Payer am nackten Oberschenkel. Wär er jetzt umgefallen, hätte Rapid wohl 3:0 gewonnen.

Aber Payer wollt's sportlich und gab so den eigenen Anhängern auf der gegenüberliegenden Tribüne Gelegenheit, ihre Urständ' zu feiern: Fahnenstangen, Bierbecher und Bänke flogen auf die Polizisten, die schließlich den Sektor stürmten. Das Spiel war kurze Zeit unterbrochen, die Spieler sahen den Zusehern zu, und als alles sich wieder beruhigt hatte, lief das Match ohne Charakteränderung weiter.

Austria dominierte, Rapid wusste sich keinen Rat, die Innenverteidigung erweckte zuweilen richtiggehend den Eindruck der Hilflosigkeit. Austrias tschechisches Sturmduo Lafata und Sverkos zangelte nach Belieben.

Geradezu symptomatisch dann die 45. Minute. Rapids Martin Hiden hat reichlich Zeit, einen Ball aus dem Strafraum zu schlagen. Statt dessen tritt er ihn - wer höher schießt, wird Bürgermeister - in den Himmel.

Fadenriss nach der Pause

Die erste Halbzeit hinterließ einen klaren Eindruck zugunsten der Austria. Dennoch blieb eine bange Frage: Hält der, was er versprach? Oder, so wie vergangene Woche beim 2:2 in Innsbruck, dann doch wieder nicht? Andreas Lasnik versprach jedenfalls hoch und heilig: "Wir bleiben weiter aggressiv, werden weiter in die Zweikämpfe gehen."

Naja: Hätte der nach der Pause für Boskovic gekommene Korkmaz in der 48. Minute nicht die Stange, sondern ins Tor der Austria getroffen, hätte die Austria Lasnik wohl wieder Lügen gestraft.

So stellte sie nur im Wesentlichen wieder das Fußballspielen ein, schien mit der Konzentration auch die Ordnung zu verlieren. Dass es dann doch noch bis zur 82. Minute gedauert hat, dass Valachovic ein Gestocher zum Anschluss nutzte, war eher der Rapid und ihren Schwächen zu danken. Danach wollten die Hütteldorfer es noch wissen: Kincl (82.) und Bilic (89.) hätten den Ausgleich auf dem Fuß gehabt.

Zu schwach zum Ausgleich

Für den Ausgleich reichte die Spielstärke der Hütteldorfer freilich nicht. Und so tümpelte die zweite Hälfte zwar mit einigen Torszenen, aber im Grunde doch enttäuschend - und für den Wiener Fußball entlarvend - ihrem verdienten Ende zu.

Dem von der letzten Viertelstunde doch gezeichneten Austriatrainer Georg Zellhofer war nur bedingt zum Feiern zumute: "Ich hoffe, dass das jetzt eine Erlösung ist. Wir haben verdient gewonnen, am Ende war's aber doch knapp."

Rapids Peter Pacult feierte gar nicht: "In der Rapid-Viertelstunde haben wir wirklich Druck gemacht. Aber da war es zu spät." (hac, wei - DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.3. 2006)

  • Austria Wien - Rapid Wien 2:1 (2:0). Franz-Horr-Stadion, 11.500 (ausverkauft), Meßner.

    Torfolge: 1:0 ( 6.) Kiesenebner
    2:0 (14.) Lafata
    2:1 (82.) Valachovic

    Austria: Safar - Ertl, Tokic, Schiemer, Gercaliu - Mair, Blanchard, Kiesenebner (80. Metz), Lasnik - Lafata (89. Acimovic), Sverkos (77. Hannes Aigner)

    Rapid: Payer - Vorisek, Valachovic, Martin Hiden, Katzer - Hofmann, Kavlak (86. Burgstaller), Bejbl, Boskovic (46. Korkmaz) - Kincl, Bazina (64. Bilic)

    Gelbe Karten: Kiesenebner, Schiemer, Blanchard bzw. Kavlak, Burgstaller