Finanzminister Molterer will eine EU-Volksabstimmung.

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Sozialminister Buchinger "hütet" sich vor einer Beichte.

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Bundeskanzler Gusenbauer rockt zu den Stones.

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Wissenschaftsminister Hahn segelte zum Doktor-Titel.

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Ministerin Schmied verweigerte die Beantwortung.

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Die schriftlichen Antworten auf diese und andere Fragen hat Bettina Reicher gesammelt.

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Was und wie lange haben Sie studiert?

Erwin Buchinger: Jus (abgeschlossen) und Volkswirtschaft. 11 Semester.

Johannes Hahn: Zuerst Jus, dann Philosophie. Als Werkstudent habe ich länger gebraucht.

Wilhelm Molterer: Sechs Jahre Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Linz.

Alfred Gusenbauer: Ich habe zwischen 1978 und 1987 das Studium der Politikwissenschaft, der Philosophie und der Rechtswissenschaften an der Universität Wien absolviert (Promotion 1987, Dr. phil.).

Wenn Sie heute noch einmal inskribieren würden, für welches Fach würden Sie sich entscheiden?

Buchinger: Jus und Volkswirtschaft.

Hahn: Vermutlich wieder Philosophie. Ich bin ganz zufrieden damit.

Molterer: Ich würde das angefangene Volkswirtschaftsstudium fertig machen.

Gusenbauer:Ich würde wieder das Studium der Politikwissenschaft wählen.

Waren Sie ein guter Student? Wie oft mussten Sie einen Fleck einstecken?

Buchinger: Ein durchschnittlicher. Bin aber nie bei einer Prüfung durchgefallen.

Hahn: Also ich kann mich an zwei Fleck erinnern.

Molterer: Ich war eher mittelprächtig, weil ich nebenbei viel gemacht habe, zum Beispiel in der Studentenvertretung.

Gusenbauer: Ich war ein guter Student - an ein "Nicht genügend" kann ich mich nicht erinnern.

Rauchen Sie? Wenn ja, was und wo am liebsten? Wenn nein, wo sind Sie am liebsten Nichtraucher?

Buchinger: Rauche nicht, am liebsten im Schlafzimmer.

Hahn: Mittlerweile bin ich wirklich Nichtraucher. Bis vor einiger Zeit habe ich hin und wieder ganz gerne eine Zigarillo oder Pfeife geraucht.

Molterer: Ich rauche seit acht Jahren nicht mehr - am liebsten in einem rauchfreien Lokal.

Gusenbauer: Ich habe das Rauchen aufgehört und bin jetzt passionierter Nichtraucher und am liebsten natürlich beim Essen.

Wie haben Sie Ihr Studium finanziert?

Buchinger: Mit Stipendium und (Halb-)Waisenpension.

Hahn: Nebenbei habe ich immer ein wenig Geld verdient.

Molterer: Durch ein Stipendium und Nebenjobs.

Gusenbauer: Ich war zum Zeitpunkt meines Studiums bereits angestellter Mitarbeiter der Sozialistischen Jugend. Ich war also ein klassischer Werkstudent.

Was war Ihr originellster Nebenjob?

Buchinger: Briefumleitung 4020 Linz.

Hahn: Originell vielleicht nicht besonders, aber der angenehmste war sicher Segellehrer.

Molterer: Meist war es der elterliche Betrieb.

Gusenbauer: Der originellste vielleicht nicht, aber sicherlich ein sehr anstrengender, nämlich Eisenbieger in einem Metallbetrieb.

Sex, Drugs und Rock 'n' Roll: Gibt es aus Ihrer Studentenzeit etwas zu beichten?

Buchinger: Ich werde mich hüten!

Hahn: Ein Gutteil meines Studiums war in der Vor-Aids-Zeit. Aber ich erinnere mich an nichts, was es zu beichten gäbe.

Molterer: Den Ausschluss aus der bürgerlichen Österreichischen Studenten Union wegen "linker" Umtriebe.

Gusenbauer: Ich denke, Beichten sind an einem anderen Ort zu leisten als in einer Zeitung und dort wo sie zu leisten sind, gilt auch das Beichtgeheimnis. Ich war schon sehr früh eine öffentliche Person, sodass es für alles, was ich jemals gemacht habe, Zeugen gibt, d. h. über alles was ich jemals angestellt habe, ist schon gesprochen, getratscht oder in Gerüchten kolportiert worden.

War die Einführung der Studiengebühren in Österreich richtig?

Buchinger: Nein!

Hahn: Die Datenlage bestätigt uns. Es wird kürzer studiert, und die Drop-out-Rate ist auch gesunken. Gleichzeitig hat seit Einführung der Studiengebühren die Zahl der Studierenden um über 30 Prozent zugenommen.

Molterer: Ja, richtig und sozial gerecht.

Gusenbauer: Hier genügt ein kurzes Nein, denn die Studiengebühren haben bis jetzt weder zu einer Verbesserung der Unterrichts- noch Lehrqualität an den Universitäten geführt. Nachdem aber keine parlamentarische Mehrheit für deren Abschaffung herstellbar ist, beschreiten wir nun einen neuen Weg. Möglichst bald sollte es Möglichkeiten für alle Studenten geben, von den "Studiengebühren" befreit zu werden.

Hätten Sie gerne ein Stipendium für ein Forschungsprojekt in Gugging? Wenn ja, was wäre Ihr Thema?

Buchinger: Nein, keine Zeit.

Hahn: Ich bewundere Naturwissenschafter und Techniker - eben weil ich das genaue Gegenteil bin. Daher käme ein Forschungsprojekt in Gugging für mich nicht infrage.

Molterer: Politische Balance: Teilhabe und Teilnahme in der Gesellschaft.

Gusenbauer: "Wie schaffen wir in Europa mehr Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Forschung und Entwicklung".

Was sind Ihrer Meinung nach heute die größten Probleme der Studierenden?

Buchinger: Oftmals bescheidene Arbeitsmarktaussichten nach Abschluss.

Hahn: Letztlich ein weiter zunehmender Druck, möglichst schnell das Studium zu beenden, um aus Wettbewerbsgründen möglichst schnell in den Beruf einzusteigen. Ich habe auch den Eindruck, dass das Studium zusehends als Verlängerung der Ausbildung und weniger als ein - insgesamt zwar kurzer - aber wichtiger, weil sehr prägender Lebensabschnitt empfunden wird.

Molterer: Zunächst aus dem Angebot und den eigenen Interessen das richtige Studium zu wählen, dann das Gelernte mit der Praxis zu verbinden.

Gusenbauer:In der vorgeschriebenen Dauer ihr Studium unter qualitätsvollen Bedingungen fertig zu bringen.

Wo endet die EU? Am Balkan, dem Uralgebirge, der Türkei?

Buchinger: Beim U.

Hahn: Vernünftigerweise innerhalb der geografischen Grenzen Europas.

Molterer: Die Europäische Union ist eine Wertegemeinschaft. Ihre Grenzen können nicht einfach mit dem Lineal auf der Landkarte gezogen werden. Hätten wir das vor 20 Jahren gemacht, wären wir um viele EU-Partner ärmer.

Gusenbauer: Ich bin der Überzeugung, dass man die Zukunft nicht mit dem Verständnis von heute für ewig festschreiben soll. Gegenwärtig ist die EU sicher an ihre Grenzen der Aufnahmefähigkeit gestoßen, wobei den Balkanstaaten eine Beitrittsperspektive gegeben werden muss - alleine aus Gründen der Stabilität dieser Region. Die Union wird vielleicht irgendwann einmal dort enden, wo die prinzipiellen Werte, für die die Union steht, eingehalten werden. Geografie alleine soll keine Gemeinschaft bestimmen, aber sie gibt sicher einen Rahmen vor.

Wie stehen Sie prinzipiell zu einem EU-Beitritt der Türkei?

Buchinger: Skeptisch.

Hahn: Siehe vorige Antwort. Aber die Türkei könnte in der Tat das erste Modell etwa für eine privilegierte Partnerschaft, wie das Angela Merkel vorgeschlagen hat, sein.

Molterer: Er hängt von drei Dingen ab: dem Willen und der Fähigkeit der Türkei, die Regeln der Union zu erfüllen; der Fähigkeit der EU ein Land von dieser Größe und Struktur aufzunehmen und von der Entscheidung der Österreicherinnen und Österreicher bei einer Volksabstimmung.

Gusenbauer: Die Türkei, wie sie sich heute darstellt, ist nicht aufnahmefähig und die Europäische Union nicht aufnahmebereit. Es ist überhaupt nicht vorherzusehen, wann die Beitrittsgespräche mit der Türkei abgeschlossen sind, also sprechen wir von einem theoretischen Fall.

Was wäre in Ihren Augen die beste Zugangsregelung in der Medizin?

Buchinger: Eignung und Interesse.

Hahn: Die verschiedenen in Österreich angewandten Aufnahmetests scheinen mir grundsätzlich brauchbar. Die berühmte Quote scheint gerade hinsichtlich der neuesten deutschen Entwicklungen mehr als angemessen. Im Prinzip suchen wir nach einer Lösung im Europäischen Geiste, aber klar ist doch: Jungen Menschen, die in Österreich ihre Sekundarausbildung gemacht haben, muss in einem hohen Ausmaß auch die Möglichkeit zum Medizinstudium in Österreich gewährleistet werden.

Molterer: Eine, die den fairen Zugang heimischer Studierender gewährleistet und die österreichische Gesundheitsversorgung sichert.

Gusenbauer: Darüber werden sich wohl die Universitäten und deren Funktionäre den Kopf zerbrechen müssen.

Wie stehen Sie zur Homosexuellen-Ehe?

Buchinger: Positiv - was Menschen verbunden haben, soll der Staat nicht trennen.

Hahn: Der Begriff der Ehe ist sakrosankt und heterosexuellen Partnern vorbehalten. Für gleichgeschlechtliche Partnerschaften sollte es die eingetragene Partnerschaft geben.

Molterer: Ich bin für die juristische Gleichstellung aller Partnerschaften und die Beseitigung rechtlicher Diskriminierung. Gleichzeitig ist die Ehe zwischen Mann und Frau für mich besonders schützenswert.

Gusenbauer: Nennen wir das "Partnerschaft", und eine emotional geführte Diskussion verliert ihre aufgeladene Brisanz. Grundsätzlich soll aber der rechtliche Charakter von heterosexuellen Partnerschaften und homosexuellen Partnerschaften der gleiche sein.

Erklären Sie bitte in drei Stichworten, wie man aktuell die Studienbedingungen verbessern könnte.

Buchinger: Will nicht derart vereinfachte Erklärungen abgeben.

Hahn: Zuhören, wo der Schuh drückt, und dort ansetzen. Das Studienfördersystem verbessern und die Lernumgebung den Erfordernissen anpassen.

Molterer: Verstärkte Praxisorientierung, mehr Informationen um kostenlose Kreditmodelle für Studienbeiträge und den Austauschprogrammen der EU.

Gusenbauer: Es werden nur zwei sein - mehr Geld und mehr Personal. Beides wollen wir von der neuen Bundesregierung zur Verfügung stellen.

Angenommen, Sie wären heute an der ÖH-Spitze tätig: Wie bewegen Sie die Studierenden auf die Straße?

Buchinger: Wenn's wirklich um's Eingemachte geht, kommt schon Bewegung in die Menschen.

Hahn: Sorry, aber ich muss mich doch nicht mit jeder Frage beschäftigen, oder?

Molterer: Mit starken Argumenten zu gemeinsamen Anliegen der studierenden Jugend.

Gusenbauer: Es ist nicht meine Aufgabe, diese Ratschläge zu erteilen - ich denke, die ÖH-Spitze weiß das ganz genau.

Was halten Sie von der Bestellung akademischer Posten mit Personen rechtsextremer Gesinnung?

Buchinger: Nichts.

Hahn: Da wir auf keinem Auge blind sein sollten, bin ich weder für Rechts- noch für Linksextreme. Personen, die sich in Wort, Schrift und vielleicht sogar Tat gegen die Demokratie stellen, haben als Lehrende an den Universitäten nichts verloren.

Molterer: Die Verherrlichung von Gewalt und die Verharmlosung von NS-Verbrechen hat nirgends etwas zu suchen. Hier braucht es eine scharfe Trennlinie.

Gusenbauer: Wer gegen gesetzliche Normen und im weitesten Sinne gegen den Commonsense verstößt, hat nichts an einer Universität zu suchen.

Wenn Sie bei "Starmania" antreten müssten, welchen Song würden Sie auswählen?

Buchinger: Beim Auswählen tu' ich mir ja noch leicht, wenn ich nur nicht singen muss!

Hahn: Nicht alles muss man im Leben . . .

Molterer: . . . sicher etwas Jazziges.

Gusenbauer: Sicherlich einen Song von den Rolling Stones. (DER STANDARD Printausgabe, 6. März 2007)