art entertainment interfaces: "PainStation"

Foto: Donaufestival
Stromschlagtennis oder ein mit Münzen betriebenes Rassismus-Spiel: Die Herausforderungen, die die neue Festivalschiene der "Spiele" ("Gaming") stellt, sind beklemmend. Im direkten Zusammenschluss mit der sich rapide entwickelnden Hochtechnologie markieren sie den Beginn neuer Rezeptions- und Partizipationsformen.

Die Gruppe God's Entertainment lädt via Straßenpantomime zur Austragung eines choreografierten Rassenkonflikts ein. Oder zur Joystick-geleiteten Straßenschlacht. Anders Blast Theory: Die bereits bei der Ars Electronica ausgezeichnete englische Künstlergruppe dehnt ihre Verfolgungsjagd Can you see me now? vom Kremser Stadtgebiet auf de facto den ganzen Globus aus, da über Satellit und Handcomputer Jäger ihr Freiwild orten können. Die drei Herren haben soeben die ganze Stadt für GPS-Landkarten abgeknipst und bauen ein düsteres gotisches Krems nach, das im Netz als 3D-Animation durchwandert werden kann.

Die Performance-Spiele sind nicht neu, nur "hier hat sie einfach noch niemand gemacht!", so Zierhofer-Kin. "Mich interessiert der spielerische Aspekt sehr. Es gibt bekanntlich Menschen, die für das Spiel Second Life ihren Job aufgeben, Kredite aufnehmen, sich nicht mehr waschen und vollkommen verwahrlosen. D. h. das Spiel funktioniert wie Gesellschaft. Und ich behaupte, dass letztendlich jedes gesellschaftliche System ein von wem auch immer in einer gewissen Gruppendynamik gespieltes Spiel ist."

Den direkten Vergleich liefert die PainStation. Sie ist "verheerend" (O-Ton Zierhofer-Kin). Eine moderne Duellierungsmaschine, die den Überlegenheitskampf in einem neuen Modell ritualisiert. Wie Maibaumkraxeln, nur im Sitzen: Menschen befinden sich einander gegenüber und spielen Balkentennis am Computer. Jeder Fehler wird bestraft, mit Stromstößen, Schlägen oder Verbrennungen. Angeblich treiben es Menschen bis zur Ohnmacht.

Muss man Angst haben? "Ich würde es nicht spielen", so Zierhofer-Kin. "Wenn die Konsole angeliefert wird, und niemand spielt darauf, dann wäre es gut. Aber so wird es nicht sein." (afze/ SPEZIAL/ DER STANDARD, Printausgabe, 06.03.2007)