Auf der Karriereleiter oben angelangt: Physikerin Silke Bühler-Paschen.
Foto: Astrid Bartl/FEMtech

Wien - Wie männlich ist die Wissenschaft? Das war die titelgebende Frage eines Sammelbands, der vor genau 20 Jahren von Helga Nowotny, der nunmehrigen Vizepräsidentin des Europäischen Forschungsrats, mit herausgegeben wurde. Heute, zwei Jahrzehnte später, lässt sich zwar sagen, dass es mehr Frauen in den Naturwissenschaft und in der Technik gibt. Aber noch lange nicht genug.

Der Frauenanteil stieg in Österreich zwar insgesamt von 14 Prozent im Jahr 1998 auf 18,3 Prozent im Jahr 2004. Doch vor allem im finanzstärkeren Unternehmenssektor liegen die Frauen mit 11,5 Prozent deutlich zurück. Und auch im Vergleich mit dem europäischen Durchschnitt in der industriellen Forschung (17,9 Prozent) hat Österreich erheblichen Aufholbedarf.

Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl (SPÖ) kündigte aus diesem Grund - und anlässlich des bevorstehenden Frauentags am 8. März - am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien eine neue Förderungsmaßnahme an: die Progammlinie "Karrierewege"im Rahmen des Förderungsprogramms FEMtech. Mit ihr soll bis 2014 eine Verdoppelung des Frauenanteils in der industriellen Forschung erreicht werden, wo "mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu rechnen ist", so Kranzl.

Dass sich in Österreich aber auch die generellen Rahmenbedingungen ändern müssen, machte die aus Deutschland stammende Experimentalphysikerin Silke Bühler-Paschen bei der Pressekonferenz klar. Die 39-jährige Professorin an der TU Wien hat drei Kinder, die während ihrer Tätigkeit an einem Max-Planck-Institut in Dresden geboren wurden.

Gute DDR-Tradition

In der früheren DDR sei es wesentlich leichter gewesen, Kind und Karriere zu vereinbaren, so Bühler-Paschen. "Diese Tradition hat sich in Dresden bewahrt. In Österreich hingegen hätte es sofort den Vorwurf gegeben, eine Rabenmutter zu sein."

Im Interview mit dem STANDARD ließ Bühler-Paschen aber auch noch mit einer anderen, Erkenntnis in Sachen "Frauen in der Wissenschaft" aufhorchen, die bei der Pressekonferenz etwas zu kurz kam: "Letztlich sind die Männer der Knackpunkt." Denn wenn ihr Mann nur seine eigene wissenschaftliche Karriere im Auge gehabt hätte, dann wäre er damit wesentlich weiter - und sie wahrscheinlich noch nicht Professorin. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 3. 2007)