Standard: EU-Energiekommissar Andris Piebalgs fordert ein "Ownership-Unbundling", also einer Trennung von Versorgung und Netz bei den europäischen Energiefirmen. Was hält der Verbund davon?

Ulrike Baumgartner-Gabitzer: Ich bin nicht überzeugt, dass dies die Probleme an der Wurzel lösen würde. Was wir brauchen, ist die Erhöhung der Netzkapazitäten - vor allem die Verbindungen zwischen den Grenzen müssen verbessert werden. Der so ermöglichte freie Stromaustausch fördert die gewünschte Schaffung von einem europäischen Strommarkt, der über nationale Märkte hinausgeht. Dass dies mit einer Entflechtung passiert, das sehe ich nicht.

Standard: Piebalgs bezeichnete eine solche Entflechtung aber letzte Woche als die "sauberste Lösung", die zu mehr Effizienz in der Energiewirtschaft führen soll.

Baumgartner: Nun, was Österreich betrifft, hat der Verbund bereits 2001 vorbildlich eine Entflechtung durch die Ausgliederung des Netzwerkbereiches in eine eigene Aktiengesellschaft, die APG (Austrian Power Grid AG), welche das Hoch- und Höchstspannungsnetz betreibt, vorgenommen. Der österreichische Energie-regulator hat umfangreiche Rechte, die er auch einsetzt. Ich behaupte, dass der Wettbewerb und der Markt in Österreich funktionieren. Beispielsweise gibt es für Haushaltkunden alleine in Wien rund zwölf verschiedene frei wählbare Stromanbieter. Ich kann nicht erkennen, was eine Eigentümerentflechtung bringen soll.

Standard: Aber der fast fehlende grenzüberschreitende Handel ist eines der Probleme, heißt es in Brüssel.

Baumgartner: Ja, auch in Österreich. Mit der Ausnahme Deutschlands haben wir derzeit an allen Grenzen Kapazitätsengpässe, die zum Teil auch auf den fehlenden innerösterreichischen Lückenschluss zurückzuführen sind.

Standard: Sie werden ab 1. Mai im Vorstand auch zuständig für sonstige erneuerbare Energien wie etwa Windkraft. Was steht da an?

Baumgartner: Es ist noch zu früh, um auf die derzeit geplanten Schritte konkret einzugehen. In Bezug auf Windkraft ist schon sehr viel gebaut, da muss jetzt in den Netzausbau investiert werden. Denn Wind braucht viel Ausgleichsenergie und eine entsprechende Netzinfrastruktur. Also braucht es auch da Verstärkung. Wir planen da heuer, 110 Millionen Euro zu investieren und bis 2011 rund 800 Millionen in den Ausbau des Übertragungsnetzes zu investieren.

Standard: In Regierungsprogramm sind 500 Millionen für Forschung & Entwicklung für nachwachsende Energien vorgesehen. Daran soll sich auch der Verbund beteiligen. Gibt es dazu schon Genaueres?

Baumgartner: Leider nein. Wir warten auf das Gesetz, das hoffentlich bald kommt. (Johanna Ruzicka und Birgit Baumann, DER STANDARD Printausgabe 06.03.2007)