Es sei möglich, dass "Misswirtschaft und wirtschaftliches Unvermögen ungeahndet bleiben", heißt es in einer BZÖ-Aussendung. Nein, nicht die Amtsführung des Ex-Bundesligavorstandes Peter Westenthaler (2003/2004) ist gemeint, sondern das Lizenzierungsverfahren der Bundesliga. Selbsterkenntnis ist eine Zier, doch das BZÖ lebt ohne ihr.

Rapids Präsident Rudolf Edlinger sagte, dass der BZÖ-Chef nie über eine Änderung nachdenken ließ, als es seine Aufgabe gewesen wäre. Und "schäbig" findet es Edlinger, dass Westenthaler aus jeder Kleinigkeit politisches Kleingeld schlagen wolle. Derzeit kann das BZÖ angesichts der Interventionsvorwürfe pro Flöttl jun. Ablenkung gut brauchen. Westenthalers Anwürfe sind die Zeit nicht wert, die man zum Lesen braucht.

Auch Edlinger verteidigt das Lizenzierungsverfahren nicht ("eher für die Jetti-Tant"), doch Banallösungen sind keine Lösungen. Edlinger irrt, wenn er den Fußball aus der Parteipolitik heraushalten will. Was unterscheidet Fußball von Außenpolitik, Kernkraft, gleichgeschlechtlicher Ehe oder Pensionen? Diese Themen sind den Parteien Zeit, Geld und Expertenhirnschmalz wert, der Sport wird vernachlässigt und Scharlatanen überlassen.

Die Fußballkeuschheit der Parteien stammt aus einer Zeit, in der die Welt in die (ernste) Hacke und den (fröhlichen) Feierabend mit Sport und Häkeln getrennt war. Über die oder in der Freizeit nachzudenken war tabu, schadete der Regeneration der Arbeitskraft. Die zerspragelte Dienstleistungsgesellschaft hat die Grenzen zwischen Freizeit und Berufsraum gelöscht. Es wird Zeit, auch im Kopf die Schranken abzubauen und den Sport mit der Professionalität zu bedenken, die man von ihm verlangt. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.3. 2007)