Zehn Jahre Gerngross CityCenter - der Shoppingtempel in der Wiener Mariahilfer Straße hatte am Freitag Grund zum Feiern. Vor genau zehn Jahren öffnete das Kaufhaus nach 6-monatiger Umbauphase wieder seine Pforten.

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Eingekauft werden kann an der Ecke Kirchengasse/Mariahilfer Straße schon länger: Alfred Gerngross (Bild; 1844-1908), dessen Familie aus der Gegend von Nürnberg nach Wien gezogen war und der hier bei Herzmansky den Kaufmannsberuf erlernt hatte, eröffnete am 26. September 1879 an diesem Standort im siebten Wiener Gemeindebezirk gemeinsam mit seinem älteren Bruder Hugo (1837-1929) ein Stoffgeschäft.

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Nach kurzem Konkurrenzkampf mit Alfreds ehemaligem Arbeitgeber August Herzmansky versuchten die beiden Unternehmen zusammenzuarbeiten. Dies war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, die Geschäftsbeziehungen wurden 1881 wieder aufgelöst. Die Firma Gerngross konnte im Lauf der Zeit 13 benachbarte Häuser erwerben. Das Geschäft entwickelte sich zu einem der größten Warenhäuser Wiens.

Bild: Kaufhaus Gerngross im Jahr 1889

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Von 1902 bis 1904 wurde von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer eine neue fünfgeschossige Betonständerkonstruktion erbaut. Die Außenfassade stammte von Fellners Sohn Ferdinand Fellner III.. Das Gebäude enthielt fünf Aufzugsanlagen und eine Rolltreppe.
In den besten Zeiten hatte das Kaufhaus etwa 1600 Angestellte.

Bild: Lichthalle um das Jahr 1910

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Nach dem Anschluss im Jahre 1938 musste die Familie Gerngross nach Montevideo emigrieren, das Warenhaus wurde "arisiert". Der Name lautete nun "Kaufhaus der Wiener - Ludwig & Co.". 1945 wurde das Haus schwer beschädigt und geplündert, aber bald wieder aufgebaut. 1947 kehrte Paul Gerngross nach Wien zurück und übernahm wieder die Geschäftsführung.

Bild: Innenaufnahme, um 1930

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Nach Alfred Gerngross' Tod 1954 wurde die Firma von seinen Söhnen Albert, Robert und Paul in eine AG umgewandelt und bald darauf an den Hertie-Konzern verkauft. 1965 wurde Gerngross von der Kapitalgesellschaft General Shopping aus Luxemburg übernommen. In der Folge eröffnete Gerngross weitere Filialen in Wien und anderen österreichischen Städten. Ein Teil des Haupthauses wurde am 14. Dezember 1966 durch einen Neubau von Adolf Wölzl ersetzt.

Bild: Aufnahme um 1960

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Am 7. Februar 1979 entstand bei Revitalisierungsarbeiten ein Brand, der das Gebäude fast völlig zerstörte. Wesentliche Teile der Bausubstanz mussten danach abgetragen werden; schon nach etwas mehr als einem Jahr, am 18. März 1980, konnte allerdings der Neubau von Architekt Georg Frankl eröffnet werden.

Bei der Wiener Feuerwehr wurde damals die höchstmögliche Alarmstufe 8 ausgelöst, sie benötigte rund 20 Stunden, um den Brand vollständig zu löschen.

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Am 1. Jänner 1984 übernahm dann die Österreichische Konsumgenossenschaft Gerngross und auch Herzmansky. Nach der Konsum-Insolvenz 1996 ging Gerngross an ein Konsortium aus Palmers und Hans Schmidt (dem Gründer der Werbeagentur GGK), was einen weiteren Umbau des Hauptgebäudes zur Folge hatte.

Bild: Gerngross am 13. August 1980

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Am 27. Februar 1997 fand die Neueröffnung des Gerngross CityCenter nach einer 14,5 Millionen Euro teuren, sechsmonatigen Umbauphase statt. Unter dem Motto "Alles unter einem Dach" realisierte man ein Shop-in-Shop-Konzept und startete damit in eine neue Ära. Seitdem enthält das Haus rund 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf sieben Verkaufsebenen, 16 Rolltreppen und eine Glaskuppel.

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Seit damals wird die gesamte Verkaufsfläche nicht mehr vom Gerngross CityCenter selbst betrieben, sondern an Einzelhändler wie Saturn, Merkur, SportsExperts oder Turbo Schuh vermietet.

2003 wurde das Kaufhaus neuerlich verkauft. Es ging um 112 Millionen Euro an die Deka Immobilien Investment GmbH.

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Geschäftsführer ist heute Günther Meier, er lud am Freitag zahlreiche Festgäste...

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...unter dem Motto "Die Großen 10" zur von - erraten - Udo Huber moderierten Geburtstagsshow mit der "größten Geburtstagstorte Wiens".

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Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, gratulierte zum "Runden" und hielt ein Plädoyer für die Wiener Einkaufsstraßen samt gleichzeitiger Kritik an der Shoppingtempel-Politik der Stadtregierung: Das im Zuge des Stadion-Neubaus in Rothneusiedl ebenfalls dort geplante Einkaufszentrum werde nämlich fast so viel Verkaufsfläche bieten wie die ganze Mariahilfer Straße (160.000m²), so Jank.

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Die Feierlichkeiten dauern noch bis Samstag an: Am Freitag traten die österreichischen Bands "Zweitfrau" und "Shiver" auf, am Samstag gibt es u.a. Fashion-Shows mit den Frühlings- und Sommertrends des heurigen Jahres. (rb/map)

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