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Foto: REUTERS/Ivan Ghezzi/Handout
Chankillo - Das älteste Sonnenobservatorium Amerikas ist 2.300 Jahre alt und steht in Peru. Diese aktuelle Neuinterpretation einer schon bekannten Anlage werfe ein Licht auf die Vorläufer des Sonnenkults der Inkas, schreiben zwei Wissenschafter im US-Fachmagazin "Science" (Bd. 315, S. 1239) vom Freitag. Die Anlage sei zur Festlegung wichtiger Tage im Jahresablauf genutzt worden. Zugleich sei der Bau Ausdruck für die Herausbildung von Herrschaftsstrukturen und Eliten in diesen frühen Kulturen, berichten Ivan Ghezzi (Nationales Kulturinstitut in Lima) und Clive Ruggles (Universität Leicester, Großbritannien).

Die Anlage in der Kultstätte Chankillo steht an der Pazifikküste etwa 400 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Lima. Sie besteht aus 13 steinernen Türmen, die in einer weitgehend geraden Linie auf dem leicht geschwungenen Kamm eines Berges errichtet wurden. Die würfelförmigen Türme sind zwischen zwei und sechs Meter hoch, und der Abstand zwischen ihnen beträgt in etwa fünf Meter. Im Inneren führen Treppen auf eine Aussichtsplattform.

Beobachtungspunkte

Seitlich gibt es je einen Beobachtungspunkt. Die Reste dieser Bauten befinden sich in einem Abstand von mehreren hundert Metern zu der Turmreihe. Von den Beobachtungspunkten aus bilden die Türme einen kammartigen Horizont. Die einzelnen Türme und die zwischen ihnen liegenden Zwischenräume markieren dabei ziemlich exakt die über das Jahr verteilten wichtigsten Sonnenpositionen der Zeit von 300 vor Christi Geburt. Dieser Horizont-Kalender erlaube es, Zeitpunkte bis auf wenige Tage mehr oder weniger genau zu bestimmen, schreiben Ghezzi und Ruggles.

Bestimmung wichtiger Tage

Viele Fragen über die genaue Bedeutung und Nutzung des Observatoriums seien noch unbeantwortet. Es sei aber klar, dass die Menschen damit wichtige Tage im Jahr bestimmten. Dabei habe es sich vermutlich sowohl um religiös-spirituelle Höhepunkte wie auch um die Festlegung von Aussaat- und Erntedaten gehandelt. Nach Einschätzung der Wissenschafter deutet einiges darauf hin, dass die Zeit in Perioden von zehn bis zwölf Tagen eingeteilt wurde.

Zugang

Der Zugang zu den beiden Beobachtungspunkten sei offenbar jeweils nur einem kleinen Kreis von Menschen zugänglich gewesen. Grabungsfunde im Umfeld dieser Beobachtungsorte hätten Hinweise auf spirituelle Zeremonien gegeben. Das Wissen um die Zeit und die Fähigkeit, religiöse Feiertage oder wichtige Erntedaten festzulegen, hätten diesem Kreis große Macht verliehen. Es sei nicht auszuschließen, dass das Sonnenobservatorium auch deshalb errichtet worden sei, um sich herausbildende Herrschaftsstrukturen und Elitenbildung Ausdruck zu verleihen. Das der Anlage zu Grunde liegende astronomische Wissen sei vermutlich noch viel älter. (APA/dpa)