Wien - In der Fachkräftedebatte hat sich die heimischen Industrie für eine sofortige Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre ausgesprochen. Außerdem plädierte Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Wolfgang Welser, am Donnerstag für noch flexiblere Arbeitszeiten als im Regierungsprogramm vorgesehen und für eine komplette Aufhebung der Übergangsfristen für Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten. Nur dadurch könne man den Wohlstand in Österreich sichern und das Fachkräfteproblem lösen, erklärte Welser im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Angesichts der schrumpfenden Bevölkerung und des Fachkräftemangels werde es zwingend "notwendig sein, ernsthaft über längeres Arbeiten nachzudenken". Welser: "Wir haben in Österreich sehr viel Know-how in Pension geschickt und werden die Zukunft die Leute länger in der Arbeit behalten müssen."

Modell aus Deutschland

Die Regierung müsse "jetzt gleich über das selbe Modell wie in Deutschland nachdenken", das nach einer Übergangszeit eine Anhebung des Pensionsantrittsalters von 65 auf 67 Jahre vorsieht. "Das muss jetzt passieren, sonst vergeht wieder eine Legislaturperiode. In der zweiten Hälfte der Regierungsperiode wird sicher keiner mehr das Thema anschneiden", sagte er.

Gesetzliche Regelungen wünscht er sich auch in der Arbeitszeitflexibilisierung. Über Kollektivverträge könnten Überstundenvereinbarungen im Detail vereinbart werden, Eckpunkte müssten aber ins Gesetz gegossen werden. Das Koalitionsabkommen sieht eine Anhebung der täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeitgrenzen auf 12 bzw. 60 Stunden vor, wobei die tägliche Normalarbeitszeit, ab der der Überstunden zu zahlen sind, auf 10 Stunden angehoben werden soll.

Die Industrie verlangt darüber hinaus eine Durchrechnung der Überstunden über zwei Jahre. Welser sprach sich am Donnerstag sogar für einen Durchrechnungszeitraum über den Konjunkturzyklus aus. "Sonst können wir uns an die Konjunkturentwicklung nicht anpassen", sagte er. (APA)