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Hektik am Spielfeld nach dem Flaschenwurf.

Foto: APA/EFE/Abad
Sevilla - Der spanische Fußball ist am Mittwoch von einer Welle der Gewalt erschüttert worden. Haupt-Schauplatz war das Estadio Manuel Ruiz de Lopera von Betis, wo FC-Sevilla-Coach Juande Ramos nach einem Flaschenwurf im andalusischen Stadtderby k.o. ging. Zu Ausschreitungen kam es auch im Rahmen der Partie Real Saragossa - FC Barcelona.

Der größte Skandal aber ereignete sich im Cup-Viertelfinal-Rückspiel zwischen Betis Sevilla und FC Sevilla. Ramos wurde kurz nach dem Führungstreffer seiner Mannschaft zum 1:0 in der 57. Minute von einer mit Wasser und Eis gefüllten Zwei-Liter-Plastikflasche auf dem Hinterkopf getroffen und verlor kurzzeitig das Bewusstsein, worauf die Partie abgebrochen wurde.

Nacht im Spital

Der Coach, der von 2001 bis 2002 auch den Stadtrivalen betreut hatte, kam zwar in einem von Betis-Fans mit Steinen bombardierten Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus wieder zu sich, musste aber als Vorsichtsmaßnahme die Nacht im Spital verbringen. Genauere Untersuchungen ergaben keine schweren Verletzungen, worauf der 52-Jährige am Donnerstagvormittag wieder entlassen wurde und sogar schon wieder das Training leitete.

"Ich kann mich an nichts mehr erinnern", sagte er und zeigte sich zugleich versöhnlich: "Mit diesem Gewalttäter haben die echten Betis-Fans nichts zu tun." Die Betis-Führung entschuldigte sich unterdessen. Der Flaschenwerfer wurde ausgeforscht, sein Name an die Polizei weitergeleitet.

Aufgeheizte Stimmung

Schon im Vorfeld der Partie (Hinspiel 0:0) war die Stimmung aufgeheizt worden. Erst nach Intervention der andalusischen Regional-Regierung durfte FC-Chef Jose Maria del Nido überhaupt ins Stadion, und als er auf seinem VIP-Sitz Platz nahm, wurde er obendrein mit zahlreichen Geschossen beworfen, von denen ihn eines auf der Nase traf. Außerdem wurde eine Bronze-Statue seines Erzrivalen, Betis-Besitzer Manuel Ruiz de Lopera, auf dem Sitz hinter Del Nido postiert.

Doch nicht nur der Klubchef, auch die FC-Spieler waren laut Augenzeugen-Berichten in der Sport-Tageszeitung "Marca" ständig diversen Wurfgeschossen und einige von ihnen sogar rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt. Dabei hatten die Kicker des UEFA-Cup-Siegers ihre Umkleideräume wegen eines beißenden Gestanks zunächst gar nicht betreten können: Jemand hatte den Boden mit Natronlauge und Ammoniak "geputzt".

Immer wieder Probleme

Das andalusische Derby ist seit vielen Jahren Garant für Ausschreitungen. So wurde etwa Betis-Mittelfeldspieler Benjamin 1999 mit einem Messer beworfen. Zwei Jahre später lief ein FC-Fan aufs Spielfeld und versuchte, Betis-Goalie Toni Prats zu attackieren. In der gleichen Partie wurde ein Sicherheitsmann von einem Zuschauer mit Krücken krankenhausreif geprügelt.

Das Sevilla-Duell war aber nicht das einzige Mittwoch-Match in Spanien, das von Krawallen überschattet war. Kurz vor dem Ende des Spiels Real Saragossa - FC Barcelona (1:2) wurde Braca-Goalie Albert Jorquera ebenfalls von einer gefüllten Plastikflasche am Kopf getroffen, danach schlugen Saragossa-Fans ein Fenster des Mannschaftsbusses der Katalanen ein.

In einer ersten Reaktion auf diese Vorkommnisse sprach der spanische Sportminister Jaime Lissavetzky von "schändlichen Vorfällen" und forderte den spanischen Verband auf "mit aller Härte" darauf zu reagieren. Im Hinblick auf die Gewaltausbrüche im sizilianischen Catania meinte der Minister: "Ich will den Leuten keine Angst machen, aber das Beispiel Italien liegt sehr nahe."

Noch am Donnerstagnachmittag befasste sich der spanische Verband in einer Krisensitzung mit allfälligen Sanktionen für die beteiligten Klubs. Bekannt gegeben werden die Strafen voraussichtlich erst am Freitag. (APA/Reuters/dpa)

Spanien - Cup, Viertelfinal-Rückspiele:

  • Osasuna Pamplona - Getafe 1:0. Hinspiel 0:3. Getafe im Halbfinale.
  • Valladolid - Deportivo La Coruna 1:1. Hinspiel 1:4. La Coruna im Halbfinale
  • Betis Sevilla - FC Sevilla beim Stand von 0:1 in der 57. Minute abgebrochen. Hinspiel 0:0.
  • Real Saragossa - FC Barcelona 1:2 (0:2). Hinspiel 1:0. Barcelona im Halbfinale.