Nicht ernst genommen
"Die gute Nachricht: Man kann Depressionen behandeln. Die schlechte Nachricht: Sie kommt immer wieder", analysierte der Psychiater Siegfried Kasper von der Medizinischen Universität Wien. Die Statistik zeigt, dass die Depression offenbar immer noch nicht ernst genug genommen wird: Geschätzte 400.000 Österreicher leiden darunter, rund 250.000 befinden sich in hausärztlicher Behandlung, bei etwa 130.000 wurden Depressionen tatsächlich diagnostiziert, optimal behandelt werden hingegen nur noch maximal 36.000 Betroffene.
Mythos aufklären
Kasper forderte diesbezüglich nicht nur eine effektive Behandlung zur "Entmystifizierung depressiver Erkrankungen", sondern auch eine breitere Palette an wirksamen Medikamenten. "Der Hauptverband sagt: Nehmen wir doch das billigste. Aber das ist falsch. Moderne Antidepressiva müssen von Anfang an verabreicht werden", wies der Mediziner auf zahlreiche Präparate hin, die neben deutlichen Besserungsraten auch wesentlich weniger Nebenwirkungen zeigen.
Herausforderung
Zu niedrige Erkennungsraten und unzureichende therapeutische Schritte nannte Hans-Peter Kapfhammer von der Medizinischen Universität Graz als Herausforderung. "Als Grundregel auf der primärärztlichen Versorgungsstufe kann gelten, dass mit der Anzahl der bei einem Patienten vorliegenden 'medizinisch unerklärten Körpersymptome' auch die Wahrscheinlichkeit einer depressiven und/oder Angststörung deutlich steigt", erklärte der Psychiater.
Konsensus-Statement