Frankfurt - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Hoffnung auf einen raschen Rückgang der deutschen Arbeitslosenzahl unter die Drei-Millionen-Marke gedämpft. "Selbst wenn wir dieses und nächstes Jahr Wachstumsraten von drei Prozent haben, wird die Arbeitslosenzahl nur auf höchstens 3,5 Millionen sinken", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann der Tageszeitung "Die Welt". Die Konjunktur helfe zwar massiv, aber ein Großteil der Arbeitslosigkeit sei strukturell bedingt.

Kritik an Kombilohn

"Der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit ist ein schwieriger und langwieriger Prozess", sagte Zimmermann. Auch in diesem Jahr werde die Arbeitslosigkeit im Schnitt bei 4,1 Millionen liegen, und nicht unter vier Millionen, wie von vielen Experten prognostiziert. Der DIW-Präsident warnte die große Koalition vor "neuem Unfug" am Arbeitsmarkt: "Damit meine ich Kombi- und Mindestlöhne", sagte Zimmermann. Die Grundidee des Kombilohns sei schon oft durchgerechnet worden. "Das Ergebnis war immer: Das schafft erhebliche Zusatzkosten, bringt aber nur wenig für den Arbeitsmarkt."

Den Anteil der Politik am Aufschwung sei mehr psychologisch als real, sagte Zimmermann. "Die Regierung hat eines richtig gemacht: Sie ist die rabiate Haushaltssanierung nicht im ersten Regierungsjahr angegangen, denn damit hätte sie die anziehende Konjunktur schon im Ansatz abgewürgt."

Industrie treibt Wirtschaft an

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag geht unterdessen davon aus, dass die neuen Länder 2007 ihren Abstand in der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber dem Westen weiter verringern können. Das Bruttoinlandsprodukt werde in Ostdeutschland in diesem Jahr um deutlich über zwei Prozent wachsen, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der Chemnitzer "Freien Presse". Die Industrie sei dabei erneut Konjunkturlokomotive.

Auf dem Arbeitsmarkt rechnet der DIHK mit einer leichten Entspannung. Insgesamt werde es im Osten 2007 rund 80.000 Arbeitslose weniger geben, sagte Wansleben voraus. Damit werde die Arbeitslosenquote unter 15 Prozent fallen. Trotz der hohen Erwerbslosigkeit gebe es in ostdeutschen Unternehmen bereits einen Fachkräftemangel. Das gelte vor allem für Ingenieure. (APA/AP)