London/Teheran/Washington - Top-Diplomaten der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschlands beraten heute in London über das weitere Vorgehen im Atomstreit mit Teheran. Wie der britische Fernsehsender BBC am Montag früh berichtete, könnten unter anderem Reisebeschränkungen für Mitarbeiter am iranischen Atom- und Raketenprogramm diskutiert werden.

Trotz internationaler Warnungen beharrte der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Sonntag auf seiner Position zum Atomprogramm. "Dieser nukleare Zug hat weder eine Bremse noch einen Rückwärtsgang", sagte er der Agentur Fars. "Wir haben sowohl die Bremse als auch den Rückwärtsgang im Vorjahr weggeworfen."

Stopp- Knopf

US-Außenministerin Condoleezza Rice entgegnete, der Iran müsse nicht den Rückwärtsgang einlegen, sondern "einfach nur den Stopp- Knopf drücken". Sieben einflussreiche islamische Staaten warnten vor einer Eskalation des Konflikts, nachdem US-Vizepräsident Richard Cheney erneut einen Militärschlag nicht ausgeschlossen hatte.

Rice appellierte an Ahmadinejad, die Lage nicht zu verkennen. Selbst im Iran gebe es Kritik am eigenen Präsidenten, dass er mit seiner Politik das Land isoliere, sagte sie am Sonntag dem US- Fernsehsender ABC. Internationale Investoren gingen keine Risiken ein oder setzten ihren Ruf aufs Spiel für ein Land, dass sich selbst in einen "Club der Bösen" manövriert habe. Sollte der Iran die umstrittene Urananreicherung stoppen, dann seien die USA jederzeit und an jedem Ort bereit zu umfangreichen Verhandlungen. Rice trat zugleich dem Vorwurf entgegen, die USA wollten den Atomstreit für einen Regimewechsel in Teheran ausnutzen.

Warnung vor Verschärfung der Lage.

"Alle Optionen liegen immer noch auf dem Tisch", sagte Cheney bei einem Besuch in Sydney zu einem möglichen Militärschlag. Die USA wollten gemeinsam mit ihren Verbündeten alle Anstrengungen unternehmen, um den Iran von seinen atomaren Betrebungen abzubringen. Washington sei jedoch tief besorgt wegen der Nuklearaktivitäten Teherans. Deshalb hätten Präsident George W. Bush und er selbst betont, dass keine Möglichkeit ausgeschlossen werde, sagte Cheney am Samstag.

Die Außenminister Saudi-Arabiens, der Türkei, Indonesiens, Malaysias, Jordaniens, Ägyptens und Pakistans warnten in Islamabad vor einer Verschärfung der Lage. "Es ist entscheidend, dass alle Fragen durch Diplomatie gelöst werden und dass es zu keiner Gewaltanwendung kommt", hieß es in einer Erklärung nach dem Ministertreffen zu einer gemeinsamen Strategie im Nahen Osten.

Erst in der vergangenen Woche war ein UN-Ultimatum zur Einstellung der Urananreicherung verstrichen. (APA)