München - Im Standort-Streit bei Flugzeugbauer Airbus hat die deutsche Seite nach "Focus"-Informationen einen ersten Verhandlungserfolg erzielt. Das Erfolgsmodell des europäischen Luftfahrtkonzerns, der A320, solle künftig in Hamburg zusammengebaut werden, berichtet das Münchner Magazin in seiner neuen Ausgabe. Damit müssten die Franzosen den Airbus-Verkaufsschlager an Deutschland abgeben.

Auch das Nachfolgemodell des A320 in neuer Bauweise aus Kohlenfaserverbundstoff solle in Deutschland produziert werden. Derzeit arbeitet der Konzern laut "Focus" an einer rechtsverbindlichen Vereinbarung für den A320, die von der deutschen Seite zuvor verlangt worden sei.

Zuschlag für die Endmontage

Im Gegenzug erhalte Toulouse den Zuschlag für die Endmontage des geplanten Langstreckenfliegers A350, heißt es weiter in dem Bericht. Allerdings sollten Teile des Rumpfs und der Kabinenausstattung des A350 auch in den norddeutschen Airbus-Werken produziert werden. Die Produktionsverteilung beim A350 hatte laut dem Nachrichtenmagazin am vergangenen Sonntag einen Streit in Board of Directors beim Mutterkonzern EADS ausgelöst. Demnach soll EADS- und Airbus-Chef Louis Gallois ein Konzept vorgestellt haben, das er mit seinem Co-Vorstandschef Thomas Enders nicht abgestimmt hatte.

Laut dem Plan von Gallois hätte der Bau von Cockpit und Rumpf des A350 inklusive Elektronik nach Frankreich vergeben werden sollen, Höhen- und Seitenleitwerke nach Spanien und die Flügel nach Großbritannien. "Für die deutschen Werke wäre nur der Einbau von Sitzen und Toiletten übrig geblieben", zitierte "Focus" einen Teilnehmer der Sitzung. Laut dem Bericht fühlte sich Enders daraufhin von Galois übervorteilt und stoppte das Vorhaben. Seitdem gelte das Verhältnis zwischen den beiden Topmanagern als zerrüttet. "Nur einer überlebt die Führungskrise", sagte ein nicht genannter EADS-Manager dem Nachrichtenmagazin.

Vorruhestandsregelungen und Abfindungsangebote

Laut "Focus" stimmte das Board of Directors dem Sanierungsprogramm "Power8" am vergangenen Sonntag weitgehend zu. Betriebsbedingte Kündigungen soll es demnach nicht geben. Dennoch müssten europaweit rund 10.000 Stellen, vorwiegend in der Verwaltung, gestrichen werden, davon 3.600 in Deutschland und 4.200 in Frankreich. Dabei solle es den einzelnen Standorten überlassen bleiben, wie sie die Einsparungen realisieren; im Gespräch seien Vorruhestandsregelungen und Abfindungsangebote.

Als weitere Maßnahme schlug der EADS-Aufsichtsrat laut "Focus" eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich vor. Das Management solle mit den Betriebsräten über eine Mehrarbeit verhandeln; vorgesehen sind demnach 40 statt bisher 35 Wochenstunden. Zudem wolle Airbus die beiden französischen Werke in Saint Nazaire und Meaulte sowie die deutschen Produktionsstätten in Nordenham und Varel verkaufen. Unklar sei noch, ob der Konzern als Minderheitsgesellschafter mit an Bord bleibe oder die Standorte komplett veräußere. (APA)