Das Lamento um den Mangel an Facharbeitern und der Ruf nach ausreichend vielen und motivierten Lehrlingen krankt an einem entscheidenden Punkt, der von Arbeitgeberseite nur nicht offen angesprochen wird: An der Frage des Preises. Dieser, der Preis, kommt durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage zustande. Das Zusammenspiel, das eine Balance am Markt ergibt, funktioniert ganz einfach: Niedriges finanzielles Angebot - wenig Leute, die den Job ergreifen wollen. Ist die Nachfrage nach einem Beruf niedrig, wird ein finanziell höheres Angebot notwendig.

Deshalb wäre der Mangel an Facharbeitern ganz einfach zu beheben. Mit einer Anhebung der Löhne und Gehälter nämlich; wahrscheinlich auch mit einer höheren Lehrlingsentschädigung. Ganz automatisch löst sich dann auch das zweite große Problem rund um den Lehrberuf und den Facharbeitermangel: Die geringe soziale Anerkennung des Arbeiterstandes in einer Gesellschaft, die zuerst Büroarbeit als etwas "Besseres" darstellte und die jetzt über die Informationsgesellschaft diskutiert. Eine Diskussion, bei der ausgeblendet wird, dass Dinge hergestellt, gewartet und gepflegt werden müssen.

Die Flucht aus dem Arbeiterstand hat in den 60er-Jahren eingesetzt. Damals begannen Arbeiterfamilien, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken. Man wollte ihnen beruflich mehr Möglichkeiten bieten, als man selbst hatte. Das wirtschaftspolitische Versäumnis besteht darin, dass sich an den geringeren Möglichkeiten nichts geändert hat, weil durch Arbeitsmigration aus Süden und Osten die Arbeitsmarktsituation nie wirklich prekär wurde. Den Zuzug wird es weiter geben, weshalb das Problem lösbar ist. Weiter gilt die Grundüberlegung, die damals wie heute gegen einen Arbeiterberuf plädieren lässt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.2.2007)