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Die Energiesparlampe rechts neben einer "herkömmlichen" Glühbirne: nichts für Kommunisten. Auf der LED hingegen ruhen die Lichthoffnungen. Im Büro von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs will man dem australischen Vorbild nicht folgen: Von einem Verbot der Glühbirne in Europa könne derzeit aber nicht die Rede sein.

Foto: APA/EPA/Alan Porritt
Hollywood-Stars und konservative Politiker setzen sich für den globalen Lampentausch ein. In Österreich hält man von Verbotsmaßnahmen weniger. Wie viel Energie tatsächlich eingespart werden könnte, kann nur geschätzt werden.


Weg mit der stromfressenden Glühbirne! – ein Motto, das sich nach der Ankündigung, in Australien würden in Zukunft nur noch Energiesparlampen erlaubt sein, bis zu Hollywoods Glamour durchgesprochen hat: Bei der "Global-Green-Oscar-Party" fuhr Filmstar Penelope Cruz, wie viele andere Stars auch, im Hybridauto vor und verkündete: "Jeder kann etwas für die Umwelt tun, sei es ein Hybridauto kaufen oder sparsame Glühbirnen benutzen."

Am Donnerstag hat sich in den USA eine private Kampagne für die Verwendung von Energiesparlampen gebildet. Die Initiative trägt den Namen "18 Sekunden" – so lange soll es dauern, bis eine Glühbirne aus der Fassung geschraubt und durch eine Energiesparlampe ersetzt wird. Neben dem Internet-Unternehmen Yahoo beteiligen sich auch der Handelskonzern Wal-Mart, kirchliche Organisationen, Umweltgruppen sowie die Umweltbehörde EPA und das Energieministerium. Auch in Europa wird über das Aus der Glühbirne heftig diskutiert. „Das wäre bei uns überfällig, denn so eine Maßnahme würde in wenigen Jahren ein bis zwei Atomkraftwerke einsparen“, sagte SPD-Bundestagsabgeordneter Hermann Scheer am Mittwoch. Angaben der Deutschen Energieagentur zufolge könnte der private Stromverbrauch mit sparsamen Leuchtmitteln um sechs Prozent gesenkt werden.

Im österreichischen und deutschen Umweltministerium lehnt man aber ein Glühbirnenverbot nach australischem Vorbild ab. Aus europarechtlichen Gründen sei eine derartige nationale Regelung nicht möglich, erklärt Gerhard Popp, Sprecher vom Umweltminister Josef Pröll (VP), im Gespräch mit dem Standard. Auch wenn man in Österreich damit die Jahresleistung des Kraftwerkes Freudenau einsparen könne, wie er behauptet. Von Handelsverboten hält Popp dennoch wenig: "Dann müsste man sofort in anderen Lebensbereichen auch Verbote einführen, und irgendwann würden die Bürger nicht mehr mitmachen." Während Österreich in der EU daher keinerlei Aktionen nach australischem Vorbild starten will, glaubt der deutsche Europaabgeordnete Peter Liese (CDU), Mitglied im Umweltausschuss der EU, an ein rasches Nachziehen der EU. Schon 2008 könnten entsprechende technische Standards erlassen werden, meint Liese. Im Büro von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs gibt man sich vorsichtiger, ein Sprecher bezeichnete die Initiative Australiens lediglich als "interessant". Von einem Verbot der Glühbirne in Europa könne derzeit aber nicht die Rede sein.

In zehn Jahren könnte sich das Problem aber von selbst gelöst haben, geht es nach den Erwartungen der Glühlampenhersteller. Der weltgrößte Hersteller, der niederländische Philips-Konzern, geht von einem Produktionsstopp herkömmlicher Leuchtkörper in etwa diesem Zeitrahmen aus. Bei der Nummer zwei auf dem Weltmarkt, der Siemens-Tochter Osram, kommt auf eine entsprechende Anfrage dagegen keine Reaktion. Obwohl besonders dieses Unternehmen bei der Herstellung von Energiesparlampen technisch vorn ist, wie die deutsche Konsumentenschutzorganisation Stiftung Warentest im vergangenen Dezember ermittelt hat. Denn nicht nur eine lange Lebensdauer, sondern auch Unempfindlichkeit gegen häufiges An- und Abschalten ermittelten die Tester. Vergleicht man verschiedene Leuchtmittel, zeigen sich aber die Gründe, warum nicht schon längst die mehr als 125 Jahre alte klassische Glühbirne ausgeschraubt worden ist:
  • Glühlampen

    Der Hauptvorteil der Lampe mit dem glühenden Faden ist der geringe Anschaffungspreis, der durch den hohen Stromverbrauch aber wieder verloren geht. Denn nur fünf bis maximal zehn Prozent der eingesetzten Energie wird in Licht umgewandelt, der große Rest strahlt als Wärme ab. Rund 1000 Stunden hält eine Birne, ihr großer Vorteil liegt im Gewöhnungseffekt: Glühbirnenlicht wird als besonders warm und angenehm empfunden. Außerdem ist das Dimmen von Licht mit diesen Lampen am einfachsten.

  • Energiesparlampe

    Bis zu zehn Jahre sollen die modernsten Modelle der Lampenart, die eigentlich Leuchtstoffröhren im Kleinformat sind, halten, versprechen die Hersteller – und das bei einem um den Faktor fünf bis sieben höheren Energieeffizienten, wie man bei der in Wien ansässigen Internationale Beleuchtungskommission vorrechnet. Auch die alten Probleme der Verzögerung, bevor es Licht wird, und der "Kälte" des Lichtes hat man mittlerweile im Griff – gibt es die Lampen doch mittlerweile in verschiedenen Weißtönen zu kaufen. Ein Problem allerdings bleibt: Die Farbe Rot erscheint im Licht der umweltfreundlichen Lampen braun und matt, da dem Licht der Gasentladung die Rotkomponente fehlt – für rote Fahnen an den Wänden daher ungeeignet. Und die Produktionskapazitäten der Hersteller reichen derzeit noch nicht aus.

  • Als Licht der Zukunft gilt ohnehin das LED (siehe verlinkten Artikel), nichts sonst bietet so viel Licht für so wenig Energie. Wie viel Energie und wie viel Treibhausgase durch einen kollektiven Lampenwechsel eingespart werden können, ist schwieriger zu berechnen. Denn wie viel Strom in Österreich eigentlich für Beleuchtung genutzt wird, kann nur geschätzt werden, meint Wolfgang Bittermann von der Statistik Austria. 9785 Terajoule Strom (das entspricht der Energie von 175-mal der Atombombe von Hiroshima) wurden in Österreichs Privathaushalten 2005 für Beleuchtung und EDV genutzt. Den genauen Split kennt er allerdings nicht. Ebenso wenig den CO2-Spareffekt, wie er warnt: "Das hängt davon ab, wie der Strom produziert wird. Bin ich in einem Land mit vielen kalorischen Kraftwerken, ist die Auswirkung auf den Klimaschutz groß, bei einem hohen Wasserkraftanteil dagegen nicht." (Michael Möseneder/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.2. 2007)