Ganz neue Namen, die den Sprung von einer Uni-Show direkt zur Modewoche geschafft haben, sind fester Bestandteil der Londoner Fashion Week. Interessanter als diese Anfänger aus Untergrund und Mode-Uni sind aber Designer, die sich schon ein paar Saisonen auf dem Laufsteg gehalten haben und nun beweisen müssen, dass sie mehr sind als Eintagsfliegen. Der bei den British Fashion Awards 2006 zum "Best New Designer" gekürte Marios Schwab arbeitet an seiner ganz persönlichen Ästhetik.

Aus der Kollektion von Marios Schwab

Foto: Hersteller

Der Graeco-Österreicher bleibt seiner Designlinie treu, ohne sich zu wiederholen. Zusätzlich zu seinen eng am Körper anliegenden Kleidern, von denen selbst Kylie Minogue ein paar im Schrank hat, baut er sein Repertoire im kommenden Herbst und Winter auf Hosenanzügen, aus Sechsecken zusammengesetzten Jacketts und avantgardistischen Sportswearteilen auf.

Marios Schwab

Foto: Hersteller

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Das größte Londoner Enfant terrible seit Alexander McQueen, Gareth Pugh, zeigte diesmal reifere Looks, die zum Teil sogar tragbar waren. Und auch wenn Pugh eine Galionsfigur der in London gerade so angesagten Nu-Rave-Szene ist, bewies er, dass er nicht nur ein Club Kid mit einer Schwäche fürs Modespektakel ist. Seine Pelzmäntel und Capes in Schwarz-Weiß unterschieden sich deutlich von den reinen Showstücken, die er in anderen Saisonen zeigte.

Entwürfe von Gareth Pugh

Foto: Reuters/ALESSIA PIERDOMENICO

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Natürlich gab es auch untragbare Plastikoveralls und ein scheinbar aus Schachteln bestehendes Outfit; trotzdem lässt Perfektionist Pugh, der eine Stunde vor der Show plötzlich Hosennähte aufzutrennen pflegt, die nicht seinen hohen Ansprüchen gerecht werden, seine Kritiker immer mehr verstummen.

Gareth Pugh

Foto: Reuters/ALESSIA PIERDOMENICO

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Basso & Brooke ist das Designerduo, das neben Gareth Pugh die größte Anhängerschaft im "nu ravigen" Modeuntergrund hat. Heuer waren die PRs und Türsteher am Eingang zum Modezelt aber besonders streng und ließen die Party Kids in den neongemusterten Fantasie-Outfits, die bisher immer unverzichtbarer Bestandteil einer Basso & Brooke-Schau waren, vergeblich auf Einlass warten.

Kreation von Basso & Brooke

Foto: AP/ALASTAIR GRANT

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Das anglo-brasilianische Duo wollte sich ganz offensichtlich in einem neuen Licht präsentieren. Keine bunten Leggings, kein Zuviel an Farbe, fast keine trashigen Stylinggimmicks - Basso & Brooke sind offiziell erwachsen und haben ihre Liebe zu neutralen Schattierungen und subtilen Drucken entdeckt.

Basso & Brooke

Foto: AP/ALASTAIR GRANT

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Giles, der Londoner "Designer of the Year", ließ sich seinen Sinn für Humor nicht nehmen und traute sich, auch ein paar auf den ersten Blick unkommerzielle Outfits zu präsentieren. Giles wusste aber immer schon, wie man Looks für ältere Ladys mit konzeptuellen Mode- elementen mischt, die dann von der italienischen Vogue zur französischen und wieder zurück zur britischen gereicht werden.

Aus der Kollektion von Giles

Foto: AP/ALASTAIR GRANT

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Die Kollektion aus knalligem Megamaschenstrick und Feder-Outfits entstand wie immer in enger Zusammenarbeit mit Starstylistin Katie Grand, die nicht nur ihr eigenes Magazin Pop produziert, sondern auch - von Miu Miu bis Louis Vuitton - für den Look der größten Werbekampagnen im Modebusiness verantwortlich ist.

Giles

Foto: AP/ALASTAIR GRANT

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Einer der wenigen Designer, die nicht mehr beweisen müssen, dass sie ihre 15 Minuten auf dem Londoner Laufsteg verdienen, ist Paul Smith. Seine Designs sind nicht revolutionär, die Rückkehr der Cardigans, die er in seiner neuen Kollektion neben Seidenkleidern im 1920er-Stil und diversen Jagd-Outfits propagierte, nicht bahnbrechend. Aber Altmeister Paul Smith macht Teile, die allein schon aufgrund ihrer Qualität im jungen London eine Ausnahme sind.

Entwurf von Paul Smith

Foto: AP/ALASTAIR GRANT

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Deshalb, und weil Paul-Smith-Schauen ausnahmslos perfekt organisiert sind, ist die gesamte Modepresse beim englischen Designveteranen vollzählig vertreten. Die einzige kleine Panne waren ein paar verwirrte ältere Ladys, die sich in den distinguierten Royal Horticultural Halls, wo Smith seit Jahren seine Kollektionen präsentiert, vergeblich für eine Blumenschau anstellten. (Britta Burger/Der Standard/Rondo/23/02/2007)

Paul Smith

Foto: AP/ALASTAIR GRANT