New York - Der Streit zwischen Zypern und der Türkei um die Suche nach Erdöl unter dem Meeresboden weitet sich aus. Anfang vergangener Woche hatte die zypriotische Regierung in Nikosia Aufträge zur Erforschung möglicher Erdölvorkommen in der Region ausgeschrieben. Wie der zypriotische UNO-Botschafter Andreas Mavroyiannis am Mittwoch mitteilte, habe die Türkei nun ihrerseits mit der Erkundung möglicher Ölvorkommen entlang der Mittelmeerküste begonnen und wolle ebenfalls Aufträge ausschreiben.

Dies gäbe Anlass zur Sorge um die Sicherheit im Mittelmeer, sagte Mavroyiannis in einem Schreiben an UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon. Er erinnerte an Zyperns Exklusive Wirtschaftszone und seine volle Souveränität in dem bis zu 200 Seemeilen breiten Gebiet. Geologen vermuten unter dem Meeresboden bis zu 15 Milliarden Barrel Öl.

Gefährdung des Friedens

In seinem Brief ersuchte der Botschafter den Generalsekretär um genaue Auskünfte über die von der Türkei geplanten Maßnahmen. Aktivitäten dieser Art ohne die Zustimmung Zyperns verstießen nicht nur gegen rechtliche Normen, die für alle Staaten bindend seien, sondern sie gäben Anlass zur Sorge um die Sicherheit. Zuvor hatte Ankara davor gewarnt, die Suche nach Erdöl durch Zypern ohne Zustimmung der türkisch-zypriotischen Volksgruppe fortzusetzen, da dies den Frieden und die Stabilität auf Zypern und im östlichen Mittelmeer gefährden könnte.

1987 wäre zwischen Griechenland und der Türkei wegen eines Streits um Ölrechte im Mittelmeer fast ein Krieg ausgebrochen. Zypern ist seit der türkischen Besetzung des nördlichen Teils der Insel im Jahr 1974 geteilt. Die "Türkische Republik Nordzypern" ist international jedoch nur von der Türkei anerkannt. Seit 2004 ist Zypern Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. Die Türkei will es noch werden. Am Dienstag beantragte Zypern den Beitritt zur Eurozone am 1. Jänner 2008. Mit einer Entscheidung wird Mitte Juni gerechnet. (APA)