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Dietmar Schweisgut

Foto: APA/Hermann
Hätte Dietmar Schweisgut nicht eine Japanerin geheiratet, dann wäre Gregor Woschnagg schon in Bhutan auf Wanderurlaub.

Denn bereits 1999 hat sich der Diplomat und Finanzexperte Schweisgut für den Posten des Botschafters der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU beworben. Außenminister Wolfgang Schüssel schickte ihn aber mit dem Argument nach Tokio, er passe dort wegen seiner Frau Kaoru besser hin.

Die SPÖ - vor allem Viktor Klima - wollte dies lange nicht akzeptieren und Schweisgut nach Brüssel schicken, Schüssel legte die Botschafterliste viermal vor und wurde immer wieder zurückgewiesen - ein bis dahin einmaliger Vorgang in der österreichischen Politik. Doch schließlich setzte sich Schüssel gegen Klima durch und konnte seinen Kandidaten Gregor Woschnagg nach Brüssel entsenden.

Schweisgut blieb bis 2003 in Tokio und wurde dann Botschafter in Peking, zuständig auch für die Mongolei und Korea. Nun kommt er über diese "Umwege" doch noch nach Brüssel, wo "Gegner" Woschnagg länger ausharren musste als ursprünglich geplant: erst wegen der österreichischen Präsidentschaft, während der ein Botschafterwechsel nicht ratsam war. Zuletzt musste Woschnagg wegen erneuter Verzögerungen bei Schweisguts Bestellung seinen Pensionsantritt und eine seit Langem geplante Reise nach Bhutan immer wieder verschieben.

Dietmar Schweisgut wurde am 16. März 1951 in Zams in Tirol geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck und Salzburg, das er 1974 abschloss, besuchte er die Diplomatische Akademie und trat 1977 in das Außenministerium ein. Von 1979 bis 1983 arbeitete Schweisgut an der österreichischen Vertretung bei der UNO in New York. Es folgten mehrere Jahre, in denen er dem Bundeskanzleramt (Staatssekretariat von Ferdinand Lacina), dem Verkehrsministerium und dem Finanzministerium zugeteilt war. 1987 ging Schweisgut für vier Jahre an die Botschaft in Tokio, wo er auch seine Frau kennen lernte. Die beiden haben einen Sohn.

Ab 1991 war Schweisgut wieder dem Finanzministerium zugeteilt. Wie Woschnagg gilt auch Schweisgut als Experte für Europaangelegenheiten. Als Sektionschef des Finanzministeriums hat er vor allem bei der Einführung des Euro eine wichtige Rolle gespielt und mehrmals auch den damaligen Finanzminister Andreas Staribacher in EU-Institutionen vertreten.

Schweisgut gehört keiner Partei an und gilt als "sehr sachorientiert und umgänglich", wie ehemalige Mitarbeiter meinen. Dazu wird ihm ein "enormes Arbeitspensum" bescheinigt. In Brüssel wird ihm die Arbeit sicher nicht ausgehen, kann ihm sein Vorgänger bestätigen. (Michael Moravec/DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2007)