6000 CSU-Anhänger sind gekommen, so viele wie seit zehn Jahren nicht bei einem politischen Aschermittwoch. Die Basis will Edmund Stoiber feiern und Abschied nehmen. Nächstes Jahr wird hier ein anderer als CSU-Chef sprechen. Entweder Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber oder Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, der seinen Auftritt in Passau überraschend abgesagt hat. Das nutzt Huber natürlich und funktioniert sein Grußwort gleich in eine Bewerbung um: "Ich kandidiere als Mann der Mitte und der Basis."
"Vergelt's Gott, Stoiber"
Der Applaus ist freundlich, doch nun soll Huber bitte rasch Platz machen. Es ist Stoibers Tag, es ist sein Hochamt. Und der Ministerpräsident kann, wenn er vom Rednerpult auf die Menge herabblickt, zufrieden sein. "Danke für 14 tolle Jahre", "Edi, du bist der Beste" und "Vergelt's Gott, Stoiber" steht auf Schildern. Einer hat einen "russischen Spruch" auf sein Transparent geschrieben: "Wo der Teufel seine Macht verspielt hat, schickt er ein Weib." Stoiber wird Pauli nicht los. Während er spricht, sitzt sie ihm buchstäblich im Nacken.
Ja zur Familie, ja zur Atomkraft, keine Gnade für RAF-Terroristen, Bayern ist das schönste Land der Welt, "vergesst nicht die Tradition" - Stoiber hantelt sich routiniert durch seine Themen. Doch der Funke will zunächst nicht recht überspringen. Erst nach zwei Stunden bekommt er die Halle in den Griff. "Bei uns gilt das Grundgesetz und nicht die Scharia!", "Killerspiele - das Dreckszeug gehört nicht ins Kinderzimmer", "Kein EU-Beitritt für die Türkei", donnert Stoiber in bewährter Aschermittwochsmanier.
"Pauli raus"
Still wird es, als Stoiber sagt, er habe auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht erklären können, warum er eigentlich gehe. "Ich blicke nicht zurück, sondern nach vorne. Es geht nicht um mich, sondern um die Zukunft", betont er, aber es nützt nichts: "Pauli raus, Hexe raus", skandiert die Menge erneut. Die Landrätin aber bleibt und applaudiert höflich.