Die Langläuferin Katerina Smutna arbeitet und telefoniert ziemlich viel.

Foto: ÖSV
Nordische Weltmeisterschaften sind noch immer vorwiegend Männersache. Da sich das Skispringen, geschweige denn die Kombination, auf diesem Level Frauen noch nicht erschlossen haben, finden auch in Sapporo, wo Karl Schranz vor gut 35 Jahren nicht Olympiasieger werden durfte, nur die Langläufer ihre weiblichen Entsprechungen - je nach Nation mehr oder weniger. Bei den Österreichern, auch das eine unschöne Tradition, eher viel weniger.

Immerhin schmückt in Sapporo mit Katerina Smutna wenigstens eine Dame die ÖSV-Mannschaft, die erste bei Weltmeisterschaften, seit die Osttirolerin Maria Theurl 1999 in Ramsau Bronze über 15 km Skating erbeutete, um dann abzutreten.

Theurls Erfolg, die erste Medaille für Österreichs Langläuferinnen überhaupt, war nicht die erhoffte Initialzündung. Jetzt soll Smutna, vor 23 Jahren im tschechischen Jablonec geboren und erst seit März des Vorjahres österreichische Staatsbürgerin, mit ihren Erfolgen die vorhandene, aber schmale Basis animieren, eine Spitze zu bilden. Bei den 2010 unweigerlich kommenden Olympischen Spielen in Vancouver, so die Kalkulation von Langlauf-Cheftrainer Franz Gattermann, könnte dann schon eine Damenstaffel für Österreich in die Loipe gehen.

Smutna selbst scheint der schöne Plan nicht ganz geheuer zu sein, war es doch in erster Linie die Sorge um ihre eigene Karriere, die die zierliche Frau dazu bewogen hat, den Verband zu wechseln. Als Teil der starken tschechischen Mannschaft reiste sie im Februar 2003 zur WM nach Val di Fiemme, um dort, auch einer verschwiegenen Viruserkrankung wegen, über 10 km Klassisch ziemlich jämmerlich zu versagen. Stanislav Frühauf, damals Cheftrainer der tschechischen Langläuferinnen, und heute noch Coach ihres Stars Katerina Neumanova, fand ein hartes Wort für den 51. Platz. "Sabotage, hat er gesagt. Dann wurde ich aus dem A-Kader geworfen", erinnert sich Smutna.

Flotte Einbürgerung

Weil man aber mit 19 Jahren, von denen schon mehr als acht zu einem Gutteil langlaufend verbracht worden waren, nicht so einfach aufgibt, wurde nach Alternativen gesucht. Smutnas Entdecker und Trainer, Radim Duda, wurde beim HSV Saalfelden fündig. Nach etlichen für die Salzburger erfolgreich bestrittenen Rennen zeigte auch der ÖSV Interesse, eine Einbürgerung geht dann mitunter flott über die Bühne.

Jetzt sitzt Smutna ohne Duda, der als Betreuer im Kontinental-Cup engagiert ist, im Hotel zu Kitahiroshima, eine schwache Autostunde vom Zentrum Sapporos entfernt. Auf einem angrenzenden, natürlich schneebedeckten Golfplatz wird trainiert. Dass ihm ein bisschen die Ansprache fehlt, will Österreichs Ein-Frau-Team, das übrigens normalerweise hart an der Grenze im bayerischen Schleching wohnt, gar nicht bestreiten. "Ich telefoniere halt viel." Vor allem mit den ehemaligen Teamkolleginnen aus Tschechien und natürlich mit Mentor Duda. Den Hobbys "Fotografieren, Reisen und Fußballspielen" kann sie gegenwärtig nämlich nur schlecht frönen.

Smutna hat ein recht imposantes WM-Programm vor sich. Im Sprint, der am Donnerstag im und vor dem Sapporo Dome klassisch gelaufen wird, gilt sie als Anwärterin auf einen Spitzenplatz. "Da ist fast alles möglich." Schließlich hat sie erst jüngst im estnischen Otepää mit Platz zehn in einem entsprechenden Weltcuprennen ihren bisher größten Karriereerfolg gefeiert. Die zur Hälfte in der freien Technik zu laufende Doppelverfolgung am Sonntag wird sie, eine ausgewiesene Klassikspezialistin, eher zu Trainingszwecken mitnehmen, "aber über 30 Kilometer ist wirklich alles drin."

Auf Nachfragen bezüglich des am vorletzten WM-Tag (3. März) anstehenden Rennens mit Massenstart wirkt sie ob ihrer Ansage dann aber doch ein wenig erschrocken. "Na ja, sagen wir ein Platz um die 15 wäre schon sehr schön." Ob der dann aber schon ausreicht, um die Mittel des ÖSV quasi zu heiligen, konnte sie auch nicht sagen. (Sigi Lützow aus Sapporo, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 22. Februar 2007)