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Die Kosten für den Biotreibstoff dürften netto doppelt so hoch sein wie für fossile Treibstoffe.

Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst
Wien – Die angekündigte Verordnung von Umweltminister Josef Pröll, bis 2010 den Anteil von Biotreibstoffen auf zehn Prozent in Österreich zu erhöhen, könnte in der Praxis auf Schwierigkeiten stoßen, wie ein STANDAR-Rundruf zeigt. Sobald nämlich der Anteil von Biosprit pro Liter auf über fünf Prozent steigt, fällt die Garantie der Autohersteller für etwaige Motorschäden weg. "Es gibt zwar bei Volkswagen einige neue Benzin-Modelle, die bereits für einen Anteil von zehn Prozent Biosprit ausgerichtet sind. Bei den Dieselautos und allen älteren Fahrzeugen ist das nicht möglich", sagte Hermann Becker von Porsche Austria. Sollte es zu einer Erhöhung kommen, sei die einzige Lösung, dass man zwei verschiedene Sorten Treibstoff anbiete.

Keine Alleingänge

Auch beim Mineralölkonzern OMV herrscht Skepsis: "Von unserer Seite ist die Beimengung höherer Anteile von Biosprit kein Problem. Eine solche Maßnahme kann aber nur in Zusammenarbeit mit der Autoindustrie realisiert werden", sagte OMV-Pressesprecher Thomas Huemer. Außerdem plädiert Huemer für ein einheitliches Vorgehen in der Europäischen Union. Ein Alleingang Österreichs, wie von Pröll angekündigt, bereits zehn Jahre vor dem EU-Ziel 2020, die zehn Prozent zu erreichen, sei wenig sinnvoll.

An der Technischen Universität Wien wird die Ankündigung von Pröll als grundsätzlich positiv, aber sehr ambitioniert bezeichnet. Der Fokus sollte laut Bernhard Geringer von der TU Wien aber nicht auf den gängigen Biotreibstoffen, sondern auf so genannten Kraftstoffen der zweiten Generation liegen. Dabei handle es sich um synthetisch hergestellten Biosprit, der einerseits für die Motoren kein Problem darstellen würde, und andererseits seien hier Beimengungen von bis zu 40 Prozent möglich. "Außerdem wäre damit das Problem bei den Dieselpartikelfiltern nicht mehr gegeben. Bei einem höheren Anteil von Biodiesel als fünf Prozent pro Liter können die Filter kaputt werden", sagte Geringer. Die momentanen Produktionskapazitäten für diese synthetisch Kraftstoffe reiche allerdings heute nicht aus, um die Vorgabe Prölls zu realisieren. Geringer erwartet sich aber durch den Vorstoß des Ministers einen Schub für die Wissenschaft und die Infrastruktur in diesem Bereich. Laut Umweltbundesamt (UBA) soll die Zielvorgabe aber durch herkömmliche Biokraftstoffe erreicht werden. Der Verkehrsexperte des UBA, Günther Lichtblau: "Die geltende Kraftstoffnorm sieht einen Anteil von fünf Prozent biogenem Sprit vor. Um ein Zehntel beim Gesamtanteil zu erreichen, ist eine Erhöhung geplant." Der ÖAMTC befürchtet eine Preissteigerung von bis zu drei Cent.

Dienstwagen-Ausstoß

Die 21 Dienstwägen von Österreichs Regierungsmitgliedern verursachen rund 260 Tonnen CO2 pro Jahr, wie der Verkehrsclub Österreich berechnet hat. Nicht mitgerechnet sind Emissionen, die durch Inlandsflüge verursacht werden. Der STANDARD hatte in der Mittwochsausgabe die Liste der Dienstfahrzeuge der Regierungsmitglieder veröffentlicht. (Jürgen Pucher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2007)