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In den USA sollen heimgekehrte, traumatisierte Irak-Soldaten mit Computerspielen therapiert werden. Der Psychologe Albert Rizzo von der University of Southern California will die Kriegs-geschädigten Patienten mittels Konfrontationstherapie von ihren belastenden Eindrücken befreien. In einer virtuellen Welt durchleben die Soldaten ein zweites Mal verschiedene Situationen aus dem Irak, berichtet BBC. Aufgebaut wurde das Therapie-Kriegsspiel auf Basis des kommerziellen Games' "Full Spectrum Warrior". "Bei einer Konfrontationstherapie werden die Probanden grundsätzlich sehr direkt mit dem konfrontiert, was sie beschäftigt und belastet", erklärt Wolfgang Frindte, Professor am Department of Psychology an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, gegenüber pressetext.

Neuland

Laut Frindte seien Computerspiele als Therapiemittel zwar noch nicht sehr weit verbreitet, aber durchaus als solche vorstellbar. "Hier hätten wir dann die positive Variante von gewalthaltigen Games. Diese können also auch guten Zwecken dienen", meint Frindte. Er selbst habe in der Vergangenheit eine kleine, nicht repräsentative Studie durchgeführt, bei der sich herausstellte, dass Counter-Strike-Spieler auf lange Sicht sozial verträglicher sind als andere Personen. "Hier handelte es sich zwar nur um eine Korrelationsanalyse, aber die Ergebnisse gehen in die Richtung des Therapieversuchs des US-Psychologen", sagt Frindte im Gespräch mit pressetext.

Nachwehen

Eine Studie des Walter Reed Army Institute of Research aus dem Jahr 2004 belegt, dass knapp jeder achte US-Soldat nach einem Irak-Einsatz an einer post-traumatischen Belastungsstörung leidet, bekannt als Post Traumatic Stress Disorder (PTSD). Bisher war es üblich solche Traumata mit Medikamenten und Psychotherapien zu heilen, wo der Patient sich die erlebten Situationen noch einmal ins Gedächtnis rufen sollte. Mit der Konfrontation in der virtuellen Welt erspart sich der Betroffene jedenfalls die Bemühung seiner eigenen Vorstellungskraft. Rizzo setzt den Soldaten während der Behandlung eine 3D-Brille auf und schickt sie durch den virtuellen Irak. Gleichzeitig werden Geräusche und künstlich nachempfundene Gerüche verbreitet, damit die Situation möglichst realistisch wirkt.

Schritt für Schritt

Der Therapeut bringt dann nach und nach verschiedene Elemente in das virtuelle Geschehen ein, die mit den traumatischen Erlebnissen des Patienten in Zusammenhang stehen. Der behandelnde Arzt hat jederzeit die Möglichkeit das Szenario zu steuern und direkt auf den Probanden abzustimmen. Gestartet wird bei einem niedrigen Angstniveau, das langsam nach oben hin gesteigert wird. Das US Office of Naval Research fördert das Therapie-Projekt. Und wenngleich bislang erst vier Soldaten das Programm bis zum Ende absolviert haben, zeigt sich Rizzo optimistisch und spricht von ermutigenden Ergebnissen. (pte)