Seoul - Nordkorea ist nach Einschätzung von US-Experten in der Lage, seine Rodong-Mittelstreckenraketen mit einem einfachen Atomsprengkopf zu bestücken. Das Land arbeite bereits seit 1994 an der Entwicklung eines entsprechenden nuklearen Sprengkopfs, berichteten Experten des Washingtoner Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) am Mittwoch. Nach ihren Angaben hat der ostasiatische Staat zudem genügend waffenfähiges Plutonium hergestellt, um damit zwölf Atombomben zu bauen.

Die nordkoreanische Variante der früheren sowjetischen Scud-Rakete hat eine Reichweite zwischen 1.000 und 1.300 Kilometer und könnte damit Japan erreichen. Die ISIS-Experten halten den Atomsprengkopf jedoch für wenig ausgereift. Pjöngjang hatte zudem im vergangenen Juli mehrere Kurz- und Mittelstreckenraketen sowie eine Langstreckenrakete getestet, wobei sämtliche Versuche fehlgeschlagen waren.

Bei den Sechs-Länder-Gesprächen (USA, Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland) zum nordkoreanischen Atomprogramm ist in der vergangenen Woche in Peking ein erster Durchbruch erzielt worden. Im Gegenzug zu massiven Wirtschaft- und Energiehilfen erklärte sich Nordkorea zur Aussetzung seines Atomprogramms bereit. Das Abkommen sieht in einem ersten Schritt die Schließung des Atomreaktors in Yongbyon vor; zudem dürfen IAEO-Kontrollore wieder ins Land. Kritiker werfen den Abkommen vor, es sehe nur die Stilllegung des nordkoreanischen Atomprogramms vor, nicht aber die Abrüstung seiner Nuklearwaffen. Befürworter dagegen betonen, es sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. (APA/AFP)